Da es keinen offiziellen Branchenverband gab, wurde Merrill Griswold, damals Chairman von MFS, aktiv. Er dachte langfristig, mit gesundem Menschenverstand. Zusammenarbeit war ihm wichtig, und der richtige Zeitpunkt würde entscheidend sein. In Europa hatte der Zweite Weltkrieg begonnen. Jetzt sah Griswold die Stunde gekommen, dem Kongress und Millionen von Kleinanlegern zu beweisen, dass eine klug regulierte Fondsbranche mehr Vor- als Nachteile hat. Wenn es der Investmentbranche gut geht, gewinnt auch das Land.
Griswold fand Zuspruch für den Aufbau einer Taskforce aus zwölf Branchenvertretern,8 die gemeinsam einen akzeptablen Kompromiss formulierten9. Die Task Force verlor keine Zeit und präsentierte dem Kongress schon bald ihre eigenen Vorschläge. Sie befürwortete sinnvolle Regeln und lehnte unangemessene ab.10 Die Abgeordneten waren überrascht, dass die Branche wirklich helfen wollte, statt das Gesetz einfach nur zu vereiteln.
Die Ethikrichtlinien, die MFS für MIT eingeführt hatte, wurden der gesamten Branche zum Vorbild.11 Im August 1940 führte die überraschende Zusammenarbeit zu einem Kompromiss, der heute unter dem Namen Investment Company Act of 1940 bekannt ist.12,13
Gemeinsam mit Branchen- und Regierungsvertretern hat MFS dafür gesorgt, dass das Gesetz Investoren schützt, die Investmentbranche verantwortungsvoll arbeitet und der Zugang zu Investmentfonds nicht beeinträchtigt wird. MFS schrieb, dass das neue Gesetz „nur kleine Änderungen unserer Geschäftspraxis“ erfordere. In späteren Geschäftsberichten hieß es, dass die Regeln von MFS dem neuen Gesetz so ähnlich waren, dass wir „lediglich einige Kommas ändern mussten“.14
Das Gesetz von 1940 regulierte Governance, Anteilsscheinrückgabe, Vertrieb und vieles mehr. Oft wird es als „Verfassung“ der Investmentfondsbranche bezeichnet. Es ist enorm wichtig, da es bis heute einen wirksamen und zugleich fairen Regulierungsrahmen bietet.15,16 Durch die Entwicklungen im Jahr 1940 hat sich MFS nicht nur einen Platz in der Finanzgeschichte gesichert, sondern auch dafür gesorgt, dass das Unternehmensleitbild von MFS – Kunden zuerst – einen der wichtigsten Regulierungsrahmen überhaupt ermöglicht hat.
Wichtiger Hinweis: Möglicherweise sind nicht alle hier genannten Fonds in Ihrem Land erhältlich.
Anmerkungen
1Fink, M. (2011).
The Rise of Mutual Funds: An Insider’s View. Oxford University Press, S. XX.
2David Grayson Allen (2015):
Investment Management in Boston: A History, University of Massachusetts Press, Boston, S. XX.
3H. Lee Silberman (1974):
50 Years of Trust: Massachusetts Investors Trust, 1924–1974, Massachusetts Financial Services, Inc., Boston, S. XX.
4M. Fink (2005):
The Revenue Act of 1936: The Most Important Event in the History of the Mutual Fund Industry, Financial History, S. XX.
5Lee Gremillion (2005):
Mutual Fund Industry Handbook: A Comprehensive Guide for Investment Professionals, The National Investment Company Service Association (NICSA) und Acadient Incorporated, John Wiley & Sons, Hoboken, NJ, S. XX.
6 Allen, ebd., S. 145.
7 Allen, ebd.
8 Natalie R. Grow (1977):
The ‘Boston-type open-end fund’: Development of a national financial institution 1924–1940, Harvard University, unveröffentlichte PhD oder Masterarbeit, S. XX.
9 Grow, ebd., S. 510.
10 Grow, ebd., S. 516; Silberman, ebd., S. 17.
11 Silberman, ebd., S. 5.
12 Grow, ebd., S. 516.
13 Fink, ebd., S. 38.
14 Fink, ebd., S. 34; Time Magazine (1959):
WALL STREET: The Prudent Man.
http://content.time.com/time/subscriber/article/0,33009,811169-1,00.html.
15 Paul F. Roye (2001):
Speech by SEC Staff: The Exciting World of Investment Company Regulation, https://www.sec.gov/news/speech/spch500.htm.
16 Max Rottersman und Jason Zweig (1994): An Early History of Mutual Funds, Friends of Financial History, Museum of American Financial History, Ausg. 51, S. 12–20.