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Aktienthemen des Monats

Wir analysieren Trends und Entwicklungen an den Aktienmärkten weltweit.

AUTOR

Ross Cartwright
Lead Strategist
Strategy and Insights Group

 

Past Installments
Dezember 2024

Im Überblick

  • Ein vielversprechender Start ins neue Jahr – oder doch nicht?
  • Fundamental starke US-Wirtschaft
  • Bewertungsrisiken
  • Unsicherheit durch Trump 2.0
  • Wie viel verdienen die Magnificent 7 mit generativer KI?

Die starke US-Wirtschaft stimmt optimistisch, aber hohe Bewertungen und politische Unsicherheit verlangen Ausgewogenheit und Disziplin. Anleger sollten sich auf Firmen mit realistischen Wachstumsperspektiven und soliden Fundamentaldaten konzentrieren, die mit der neuen wirtschafts- und weltpolitischen Unsicherheit erwiesenermaßen gut zurechtkommen. 2025 dürften die stabile Konjunktur, der technische Fortschritt und nicht zuletzt die Politik Märkte und Unternehmensergebnisse bestimmen.

Ein aussichtsreiches Aktienjahr – oder eine Mahnung zur Vorsicht? 

Zum Jahresbeginn ist die US-Konjunktur sehr stabil, was für Investoren und Unternehmen aber auch Fragen aufwirft. Werden wir ein weiteres starkes Aktienjahr erleben? In letzter Zeit legten die Märkte kräftig zu – zwei Jahre in Folge ist der S&P 500 um über 20% gestiegen. Wir sehen aber auch, dass so lange Haussen äußerst selten sind. Seit 1927 sind die Märkte nur in Einzelfällen drei Jahre in Folge um über 20% gestiegen, etwa in den Neunzigern oder den Goldenen Zwanzigern. Kann sich das 2025 dank KI und der stabilen Konjunktur wiederholen?

Die Konjunktur – eine gute Basis

Die US-Wirtschaft ist fundamental stabil; man erwartet anhaltendes Wachstum. Für diesen Optimismus gibt es unter anderem folgende Gründe:

  • Reales Wirtschaftswachstum: Man rechnet damit, dass das BIP real weiter um etwa 2,5% wächst, nicht zuletzt dank guter Fundamentaldaten.
  • Gewinnwachstum: Analysten gehen von 14,5% Gewinnwachstum aus. Sie rechnen mit weiter steigenden Margen durch Deregulierung, die Verlängerung oder gar Ausweitung von Steuersenkungen, stabile Energiepreise und fallende Faktorkosten.
  • Konsum und Erholung der Industrie: Die Konsumausgaben bleiben stabil, dank Reallohnanstieg und niedrigerer Arbeitslosigkeit. Die Einkaufsmanagerindizes für das Verarbeitende Gewerbe sind zwar noch negativ, scheinen sich aber zu erholen.
  • Preisstabilität: Die Inflation bleibt mit etwa 2,5% unter Kontrolle. Die Kurzfristzinsen fallen, was für Aktien gut ist.
  • Gute Markttechnik: Das Anlegervertrauen ist hoch, die Marktstimmung ist gut. Das sorgt für Mittelzuflüsse in Aktien, während sich das Angebot in Grenzen hält. Die Zinssenkungen der Fed in einer Zeit mit hohem Gewinnwachstum dürften die Märkte ebenfalls stützen.

Bewertungsrisiken

Die hohen Aktienbewertungen sind aber ein Risiko.

  • Hohe Bewertungen, wie auch immer man misst: Der S&P 500 ist heute so hoch bewertet wie selten. Die Kurs-Gewinn-Verhältnisse (auf Basis der tatsächlichen wie der erwarteten Gewinne) zeigen sehr optimistische Rentabilitätserwartungen an. Auch nach anderen Kennziffern sind US-Aktien sehr teuer. Das gilt etwa für das Kurs-Umsatz-Verhältnis, das Kurs-Buchwert-Verhältnis oder das Unternehmenswert-Umsatz-Verhältnis. 
  • Neubewertungsrisiken: Die US-Zehnjahresrenditen, für Aktien aus unserer Sicht wichtiger als die Federal Funds Rate, sind auf über 4,5% gestiegen. Das könnte die Bewertungen dämpfen. Bei steigenden Zinsen oder zunehmender wirtschaftlicher Unsicherheit sind die Bewertungen meist gefallen. Anhaltend hohe Zehnjahresrenditen dürften Aktien schaden. Dass die Zinsstrukturkurve zwischen zwei und zehn Jahren jetzt nicht mehr invers ist, könnte ein Vorbote eines unerwartet starken Wachstums-rückgangs sein.
  • Gewinnsensitivität: Wenn Unternehmen die hohen Erwartungen nicht erfüllen, drohen Kursverluste.

Politische und weltpolitische Unsicherheit

Die neue US-Administration schafft viel Unsicherheit, was großen Einfluss auf die Märkte haben kann.

  • Wachstumsförderung: Die Steuersenkungs- und Deregulierungspläne sowie die niedrigeren Energiepreise könnten der Konjunktur weiter helfen.
  • Möglicher Gegenwind: Zölle, Handelskonflikte und eine strengere Einwanderungs-politik könnten die Kosten steigen und das Wirtschaftswachstum fallen lassen.
  • Weltpolitische Risiken: Handelskonflikte, vor allem mit China, könnten die Lieferketten stören und den Gewinnen amerikanischer Unternehmen mit starker internationaler Präsenz schaden.
  • Einzelwertspezifische Risiken: Hier denken wir an den Einfluss von Robert F. Kennedy Jr. auf die Gesundheitspolitik und Trumps Vorbehalte gegen eine unabhängige Notenbank.
  • Fiskalpolitik: Die anhaltend lockere Fiskalpolitik kann weiter für hohe Anleihenrenditen sorgen. Die meisten Beobachter rechnen nicht damit, dass das neue Department of Government Efficiency die Staatsausgaben ernsthaft senkt. Nicht vergessen sollte man, dass hohe Haushaltsdefizite bei einer guten Konjunktur und niedriger Arbeitslosigkeit den Unternehmensgewinnen in den letzten Jahren genützt haben.

Am Markt versucht man stets, mit dem Wissen von heute die Zukunft zu prognostizieren. Alle genannten Punkte sind wohlbekannt und gut verstanden. Fast die Hälfte (42%) der 25% Aktienertrag des letzten Jahres entfiel auf steigende Bewertungen, eine Folge der optimistischen Gewinn- und Rentabilitätserwartungen in den USA. Wir glauben, dass sich Anleger jetzt auf eine höhere Volatilität vorbereiten sollten, wenn Trumps Politik Formen annimmt und sich die weltpolitische Lage ändert.

Alles in allem rechnen wir mit einem recht ordentlichen Jahr für US-Aktien. 20% Gewinn könnten aber zu optimistisch sein, da die Bewertungen nicht mehr so stark steigen. Schließlich sind die guten Konjunkturdaten in den Kursen schon berücksichtigt. 

Wie viel verdienen die Magnificent 7 mit generativer KI? 

Die Entwicklung von Large Caps, Substanzwerten und dem S&P 500 insgesamt dürfte stark von den Magnificent 7 abhängen. 2025 erwarten wir eine zunehmende Marktbreite und damit viele neue Chancen für Anleger – immerhin lagen 2024 nur 30% der S&P-500-Aktien vor dem Index. Dennoch wird entscheidend sein, wie hoch die möglichen Gewinne mit generativer KI sind und ob die Erwartungen an die Magnificent 7 erfüllt oder übertroffen werden.

34% der Marktkapitalisierung des S&P 500 entfallen zurzeit auf die Magnificent 7, und enorme 56% des Russell 1000® Growth Index. All diese Unternehmen spielen eine wichtige Rolle in der KI-Revolution und können von der neuen, für die Märkte wohl entscheidenden Technologie profitieren. Für eine Analyse der Magnificent 7 muss man verstehen, wie sich der KI-Einsatz entwickelt und welche Folgen er haben wird.

  • Bewertungsaufschläge aufgrund hoher Erwartungen: Die Magnificent 7 werden zum 41,5-Fachen der Vergangenheitsgewinne gehandelt, deutlich über dem durchschnittlich 24- Fachen der übrigen Aktien.1 Einerseits hat das mit dem Veränderungspotenzial von KI zu tun, das auch wir sehen. Dennoch könnten Kursverluste drohen, da solche Bewertungen nur bei einer sehr hohen Rentabilität realistisch sind. Fraglich ist auch, ob neuere Modelle wie ChatGPT 5 wirklich im erwarteten Umfang skalierbar sind und ob sich mit ihnen in Zukunft noch immer so viel verdienen lässt. 
  • Massive KI-Investitionen: Hyperscaler dürften 2025 über 200 Milliarden US-Dollar für KI-Infrastruktur sowie Forschung und Entwicklung ausgeben. Diese Investitionen dürften die Rentabilität in den folgenden Jahren schmälern. Wir glauben, dass Anleger zunehmend darauf achten werden, wie ertragreich sie wirklich sein können. 
  • Rechenleistung: Wie viel Rechenleistung und Datencenterkapazität sind für all das nötig? Die Nutzung eines trainierten Modells (Inferenz) erfordert sehr viel weniger Rechenleistung als das Training. Auch kleinere Modelle für spezielle Anwendungen brauchen deutlich weniger als die großen Sprachmodelle, von denen wir so oft lesen.
  • Konzentrationsrisiken: Da die Magnificent 7 für den Index so wichtig sind, dürfte ihre Rentabilität die Marktentwicklung überdurchschnittlich beeinflussen. Zwar gibt es unterschiedliche Geschäftsmodelle, doch ist KI maßgeblich für die Wachstums-erwartungen – zumal sechs der Magnificent 7 die mit Abstand größten Kunden von NVIDIA sind, dem siebten.

Entscheidend wird sein, ob diese Unternehmen mit ihren KI-Investitionen ordentliche Erträge erwirtschaften, vor allem, wenn der Wettbewerb intensiver wird und die Betriebskosten höher entwickelter KI-Modelle steigen.

Anleger werden dann wohl mehr darauf achten, was Unternehmen mit ihren KI-Investitionen wirklich verdienen. Wenn sich die Einschätzung ändert, hat das Auswirkungen auf die Wertentwicklung von Large Caps, Substanzwerten und den Märkten insgesamt. Schließlich haben diese Aktien einen enormen Anteil an vielen Indizes, nicht nur in den USA.

 

Anmerkung

1 Bloomberg US Magnificent 7 Index und Bloomberg US Ex-Magnificent 7 Index.
 

Die hier dargestellten Meinungen sind die der MFS Strategy and Insights Group, eines Teils der Vertriebssparte von MFS. Sie können von denen der Portfoliomanager und Analysten von MFS abweichen. Die Einschätzungen können sich jederzeit ändern. Sie dürfen nicht als Anlageberatung, Wertpapierempfehlung oder Hinweis auf beabsichtigte Transaktionen von MFS verstanden werden. Prognosen sind keine Garantien.

Diversifikation garantiert keine Gewinne und schützt auch nicht vor Verlusten. Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist keine Garantie für künftige Ergebnisse.

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