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Aktienthemen des Monats

Wir analysieren Trends und Entwicklungen an den Aktienmärkten weltweit.

AUTOR

Ross Cartwright
Lead Strategist,
Strategy and Insights Group

Im Überblick

  • Höhere Risikoprämien und Wachstumszweifel durch Trump
  • Chancen durch Veränderungen am KI-Markt
  • Europa: Vom hässlichen Entlein zum schönen Schwan?
  • Zölle: Wer zahlt die Zeche?

Unsichere Marktlage – was tun?

Nach den jüngsten Entwicklungen machen die möglichen Auswirkungen der von Trump losgetretenen politischen und wirtschaftlichen Unsicherheit, aber auch die Veränderungen am KI-Markt Anlegern Sorgen – und die uneinheitlichen US-Konjunkturdaten der letzten Wochen machen es nicht besser. Europäische Titel hielten sich gut, aber auch hier drohen exogene Risiken, wenn auch andere.

1. Marktentwicklung und höhere Risikoprämien durch Trump
Der Ausverkauf der letzten Wochen hatte vor allem mit der Schwäche sehr hoch bewerteter US-Aktien und der wachsenden Risikoscheu der Anleger zu tun. Eine wesentliche Rolle spielten die Irritationen durch Trumps Fiskal- und Zollpolitik und die Zweifel an einer Friedens- lösung für die Ukraine. Außerdem stieg wegen neuer Inflationsängste die Sparquote – ein möglicher Hinweis auf ein nachlassendes Konsumklima. 

2. Konjunkturindikatoren und Marktreaktion
Die US-Zehnjahresrenditen sind letzten Monat gefallen, weil die Konjunkturzweifel zunehmen. Die ausbleibende Reaktion des Aktienmarktes auf die fallenden Renditen spricht dafür, dass die tatsächlichen Gewinne für Anleger wichtiger sein könnten als die Gewinnerwartungen – zumal die Konjunkturdaten uneinheitlich sind. Dazu tragen auch der Januareffekt, also der zu Jahresbeginn häufige Inflationsanstieg, und externe Faktoren wie das Wetter und die kalifornischen Waldbrände bei. Die Einkaufsmanagerindizes (PMIs) für das Verarbeitende Gewerbe haben sich seit den Tiefstständen im September allerdings erholt – was erfreulich ist, da dann meist auch die Aktienkurse steigen. Wenn es bei der Erholung bleibt und sie nicht nur vorgezogenen Käufen aufgrund drohender Zölle geschuldet ist, könnte der Markt an Breite gewinnen.

3. Sektorentwicklungen und Anlagechancen
Die Märkte sind durchaus stabil. Sowohl der gleichgewichtete S&P 500 als auch der gleich- gewichtete MSCI World liegen seit Jahresbeginn im Plus und haben ihre kapitalisierungs-gewichteten Pendants hinter sich gelassen.

Die Erträge wichtiger Indizes wie des S&P 500 und des MSCI World hängen stark von den  Magnificent 7 ab. Sie haben sich zuletzt aber recht unterschiedlich entwickelt. So beträgt  die Performancedifferenz zwischen der besten Aktie, Meta, und der schwächsten, Tesla, seit Jahresbeginn beachtliche 40 Prozentpunkte. Trotz ihrer sehr verschiedenen Geschäfts-modelle gelten die Magnificent 7 noch immer als Marktführer auf ihren Gebieten. Da man aber zunehmend hinterfragt, wie viel Geld sich mit Künstlicher Intelligenz (KI) wirklich verdienen lässt, und neue Wettbewerber wie DeepSeek an den Markt kommen, könnte sich jetzt etwas ändern. Die Langfristaussichten von KI bleiben zwar vielversprechend, aber die Bewertungen sind durchweg sehr hoch. Vielleicht waren die Anleger kurzfristig zu optimistisch.

Gemessen am Verhältnis von Investitionen und Umsätzen zählen Hyperscaler heute zu den kapitalintensivsten Unternehmen am Markt, übertroffen nur von Versorgern. Sie stehen jetzt vor der Herausforderung, dass sie deutlich mehr Kapital brauchen als früher. Es sind also erhebliche Investitionen nötig, die später zu hohen Abschreibungen führen. Die Performance könnte leiden, wenn sich die Unternehmen an die neuen finanziellen Rahmenbedingungen anpassen müssen. Es wird weiter mit einem hohen Gewinnwachstum gerechnet, aber vielleicht folgt jetzt erst einmal eine Korrektur der hohen Kurzfristerwartungen. Die raschen Fortschritte der Technologie, ähnlich wie zu der Zeit, als Smartphones das Internet revolutionierten, erfordern eine vorausschauende und flexible Anlagestrategie.

Vor diesem Hintergrund sind die unsicheren Gewinnwachstumserwartungen der KI-Unter-nehmen und die Erholung der Gewinne anderer Firmen eine Chance für fundamental orientierte aktive Manager. Wenn es wie erwartet kommt und die Bewertungen der Magnificent 7 wirklich fallen, könnte ein wichtiger Belastungsfaktor für das aktive Manage-ment wegfallen; die Rahmenbedingungen würden wieder fairer. Vielleicht sollten Anleger dann den Konzentrationsgrad ihrer Portfolios überdenken. Dann wird es auch wieder auf die Bewertungen ankommen. Anleger sollten aber nicht nur auf den Preis achten (also auf günstige Bewertungen), sondern auch auf den Wert – und sich für Titel entscheiden, die gemessen an den Gewinnerwartungen günstig sind. Nach wie vor setzen wir auf stabile Qualitätsunternehmen, die den oben beschriebenen Unsicherheitsfaktoren etwas entgegenzusetzen haben.

4. Europa: Vom hässlichen Entlein zum schönen Schwan
Seit Anfang 2025 haben europäische Aktien kräftig zugelegt und US-Titel hinter sich gelassen. Dafür gibt es mehrere Gründe. Entscheidend waren aber die Gewinnerwartungen, die in Europa stabil blieben, in den USA aber in den letzten drei Monaten nachließen. Europa profitiert auch davon, dass die EZB ihre Geldpolitik vielleicht stärker lockern kann als die Fed. Das ist gut für europäische Unternehmen, die in der Regel zinssensitiver sind als amerikanische. 

Die politische Unsicherheit ließ zuletzt nach; die Bundestagswahlen gingen im Großen und Ganzen wie erwartet aus, und in Frankreich ist es endlich gelungen, den 2025er-Staatshaushalt durch die zersplitterte Nationalversammlung zu bringen. Der designierte Bundeskanzler Friedrich Merz scheint nach der Devise „Whatever it takes“ zu handeln, sodass die Staatsausgaben von Europas größter Volkswirtschaft kräftig steigen dürften. Aber auch in anderen europäischen Ländern wird man sehr viel mehr für Verteidigung ausgeben.

Hinzu kommt, dass Europa in den Portfolios internationaler Anleger in den letzten Jahren unterrepräsentiert war. Eine Normalisierung der Kapitalströme könnte also für Rückenwind sorgen. Angesichts der zunehmenden Handelskonflikte sind mögliche US-Zölle aber ein Hindernis, und auch ein Scheitern der ukrainischen Friedensgespräche könnte europäischen Titeln schaden. Beides sind wichtige Risikofaktoren, die die Marktstimmung schnell dämpfen könnten.

Anleger sollten dies alles im Auge behalten, wenn sie über Investitionen in Europa nach-denken. Sie könnten aber trotz allem interessant sein.

5. Zölle: Wer zahlt die Zeche?
Am 4. März verhängten die USA 25% Zoll gegen Importe aus Kanada und Mexiko und erhöhten den Zoll auf chinesische Einfuhren auf durchschnittlich knapp 30%. Abgesehen von den generellen Folgen für das Wirtschaftswachstum wissen wir über die Auswirkungen auf die Unternehmensgewinne nicht viel. Im Prinzip ist ein Zoll eine Steuer. Entscheidend ist, wer die Kosten am Ende tragen muss. Bei der Analyse gilt es, mehrere Faktoren zu berücksichtigen: die produktspezifischen Produktions- und Lieferkettenstrukturen der einzelnen Unternehmen, ihre Preismacht und die Möglichkeit, dass die Zölle zulasten der Margen der Exporteure gehen. Wichtig sind auch Wechselkurseffekte, die Bereitschaft der Importeure, Kosten zu übernehmen, die Verfügbarkeit von Alternativprodukten und die Preiselastizität der Nachfrage nach den betroffenen Gütern.

Wenn Unternehmen die Zölle ohne deutlichen Nachfragerückgang an die Verbraucher weitergeben können, werden sie es wohl tun. Können sie es nicht, müssen sich Exporteure und Importeure die Mehrkosten teilen, sodass bei beiden die Gewinnmargen fallen. Für eine gewisse Entlastung könnte eine Währungsabwertung sorgen, aber vielleicht nur kurzfristig. In einer Welt mit Zöllen wird die Einzelwertauswahl jedenfalls wichtiger. Man muss wissen, in was man investiert.

Die Unklarheit darüber, wer die Zölle am Ende zu tragen hat, zeigt sich auch in der jüngsten Kursentwicklung. Es sieht nicht so aus, als würden Investoren Importsektoren gezielt meiden. Alles in allem werden sie aber wohl risikoscheuer.

 

Die hier dargestellten Meinungen sind die der MFS Strategy and Insights Group, eines Teils der Vertriebssparte von MFS. Sie können von denen der Portfoliomanager und Analysten von MFS abweichen. Die Einschätzungen können sich jederzeit ändern. Sie dürfen nicht als Anlageberatung, Wertpapierempfehlung oder Hinweis auf beabsichtigte Transaktionen von MFS verstanden werden.

Diversifikation garantiert keine Gewinne und schützt auch nicht vor Verlusten. Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist keine Garantie für künftige Ergebnisse.

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