11 Oktober 2024
Zinssenkungserwartungen in den USA lassen nach
Wirtschaft und Märkte aktuell
Von Jamie Coleman
Senior Strategist,
Strategy and Insights Group
5. bis 11. Oktober 2024
Internationale Aktien legten diese Woche etwas zu und erreichten fast ein neues Rekordhoch. Da man jetzt mit weniger Leitzinssenkungen der Fed rechnet, stieg die US-Zehnjahresrendite um 14 Basispunkte auf 4,10%. Das Barrel Rohöl der Sorte West Texas Intermediate verteuerte sich um 1,15 US-Dollar auf 75,35 US-Dollar, da israelische Angriffe auf Irans Förderanlagen nach wie vor denkbar scheinen. Gemessen an Terminkontrakten auf den CBOE Volatility Index (VIX) fiel die Volatilität diese Woche von 20,4 auf 19,5.
Anleger rechnen mit weniger US-Zinssenkungen
Vor dem Arbeitsmarktbericht am Freitag rechnete man am Markt im Schnitt mit Zinssenkungen der Fed um 67 Basispunkte bis zum Jahresende. Nach den guten Beschäftigungszahlen, der höheren Inflation vom Donnerstag und der größeren Zahl wöchentlicher Arbeitslosengeldanträge (vermutlich wegen Hurrikan Helene) erwarten Anleger jetzt nur noch 45 Basispunkte. Raphael Bostic, Präsident der Atlanta Fed, sagte dem Wall Street Journal am Donnerstag, dass er sich bei einer entsprechenden Datenlage auch eine Offenmarktausschusssitzung ohne Zinssenkung vorstellen könne, etwa im November. Die Langfristrenditen sind letzte Woche stark gestiegen; wegen der überraschend hartnäckigen Supercore-Inflation beträgt die US-Zehnjahresrendite jetzt 4,10%.
Investoren warten auf die Erklärung des chinesischen Finanzministeriums
Als nach der arbeitsfreien Goldenen Woche in China am Dienstag wieder der Alltag begann, waren viele Anleger über die Erklärung der Staatlichen Kommission für Entwicklung und Reform enttäuscht. Die wichtigste Planungsbehörde nannte keine neuen Einzelheiten zu den vorgesehenen Konjunkturprogrammen. Ein am Mittwoch für Samstag angekündigte Pressekonferenz des chinesischen Finanzministers Lan Fo’an hatte Spekulationen über weitere Maßnahmen ausgelöst. Nach der starken Rallye mit etwa 30% Plus vor den Feiertagen legten chinesische Aktien diese Woche eine Pause ein.
Frankreich will Defizit senken
In einer Rede vor der Nationalversammlung skizzierte Frankreichs neuer Premier Michel Barnier diese Woche seinen Haushaltsplan für 2025. Durch Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen will er das Defizit um etwa 60 Milliarden Euro senken (2% des BIP). Zwei Drittel sollen durch geringere Ausgaben, ein Drittel durch höhere Steuern erreicht werden. Außerdem will Barnier die Ausgaben für Staatsbedienstete kürzen und die regelmäßigen Rentenerhöhungen einfrieren. Die Spreads zwischen französischen und deutschen Staatsanleihen entwickelten sich weiter seitwärts; die französische Zehnjahresrendite liegt nach wie vor um etwa 77 Basispunkte über der deutschen. Da die französischen Staatsfinanzen noch immer Sorgen machen, könnten die Ratingagenturen die Reformpläne für unzureichend halten. Barnier hat diese Woche einen Misstrauensantrag der linken Oppositionsparteien überstanden.
Trump-Berater denkt laut über Schatten-Notenbankchef nach
Scott Bessent, Hedgefondsmanager und Wahlkampfberater von Ex-Präsident Trump, hat in einem Interview mit Barron’s einen Schatten-Notenbankchef ins Spiel gebracht. Bei einem Wahlsieg könnte Trump lange vor dem Ende der Amtszeit von Jerome Powell im Mai 2026 einen Nachfolger benennen und den Senat um Bestätigung bitten. Bessent glaubt, dass sich „gemäß dem Prinzip der Forward Guidance niemand mehr für Powells Äußerungen interessieren“ werde, wenn sein Nachfolger schon feststünde. Bessent, der bei einem Wahlsieg Trumps als Kandidat für das Finanzministerium gilt, stellte klar, dass er nicht für Trumps Wahlkampfteam spreche und es allein seine eigene Idee sei. Ohnehin müssten die Republikaner erst einmal die Mehrheit im Senat gewinnen. Bessents Ideen könnten zu mehr Volatilität führen.
Im September sind die amerikanischen Verbraucherpreise um 0,2% z.Vm. und 2,4% z.Vj. gestiegen. Die Kerninflation betrug 0,3% z.Vm. und 3,3% z.Vj. Der Produzentenpreisindex blieb im September gegenüber dem Vormonat unverändert und stieg gegenüber dem Vorjahr um 1,8%.
Das amerikanische Haushaltsdefizit ist im Fiskaljahr 2024 auf 1,8 Billionen US-Dollar gestiegen, etwa 6,2% des BIP.
Im August legten die japanischen Grundgehälter um 2,9% z.Vj. zu – ein neuer Rekord. Das berichtete das japanische Arbeitsministerium am Dienstag.
Im September fiel die kanadische Arbeitslosenquote leicht auf 6,5%. Statt wie erwartet knapp 20.000 wurden 46.700 neue Stellen geschaffen.
Im August stiegen die Einzelhandelsumsätze im Euroraum um 0,2% z.Vm. und 0,8% z.Vj.
Nach einem Bericht des chinesischen Staatsfernsehens CCTV sind die Onlineumsätze in der arbeitsfreien Goldenen Woche gestiegen. Die Ausgaben für Reisen hätten die Erwartungen übertroffen, das Vor-Corona-Niveau aber noch nicht wieder erreicht.
Die neuseeländische Zentralbank hat ihren Leitzins diese Woche um 50 Basispunkte auf 4,75% gesenkt.
Die Bundesregierung rechnet damit, dass die deutsche Wirtschaft das zweite Jahr in Folge schrumpft. Für 2024 ist sie jetzt pessimistischer und geht von einem BIP-Rückgang um 0,2% aus.
Ab November 2025 werden südkoreanische Staatsanleihen schrittweise in den FTSE World Government Bond Index (WGBI) aufgenommen. Indien wird Teil des Emerging Market Index.
Am Mittwoch schloss der S&P 500 Index auf einem Allzeithoch von 5.792 Punkten.
Der republikanische Kandidat Trump sprach sich für niedrigere Steuern für US-Bürger im Ausland aus. Außerdem will er Zinsen für Automobilkredite vollständig steuerlich abzugsfähig machen.
Am Mittwochabend traf Hurrikan Milton als Sturm der Kategorie 3 auf Floridas Westküste. Millionen von Haushalten waren ohne Strom. Man rechnet mit Todesopfern und schätzt die Schäden auf einen zweistelligen Milliardenbetrag.
Nach einer Studie des amerikanischen Congressional Budget Office übertreffen die Kosten für GLP-1-Medikamente die Einsparungen durch weniger Adipositastherapien.
Laut Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj ist angesichts der derzeitigen militärischen Lage spätestens Ende 2025 eine Verhandlungslösung möglich.
Zum Ausgleich der höheren Lebenshaltungskosten sollen die amerikanischen Sozialversicherungsleistungen 2025 nur um 2,5% erhöht werden, der geringste Anstieg seit 2021.
Samstag: Pressekonferenz des chinesischen Finanzministeriums zu den Konjunkturmaßnahmen
Montag: Konsumklimaindex der Federal Reserve Bank of New York, Rede von Notenbankgouverneur Christopher Waller
Dienstag: britische Arbeitslosenquote, ZEW-Konjunkturerwartungen für den Euroraum, kanadische Verbraucherpreise
Mittwoch: britische Verbraucherpreise
Donnerstag: Euroraum-Verbraucherpreise, EZB-Ratssitzung (vermutlich Zinssenkung um 25 Basispunkte), amerikanische Einzelhandelsumsätze und Industrieproduktion
Freitag: japanische Verbraucherpreise, britische Einzelhandelsumsätze, amerikanische Baubeginne und Baugenehmigungen
Fokussiert und diversifiziert bleiben
Unabhängig vom Marktumfeld halten wir es für sehr wichtig, dass Investoren stark nach Assetklassen diversifizieren. Durch eine enge Zusammenarbeit mit Ihrem Investmentberater können Sie dazu beitragen, dass Ihr Portfolio angemessen diversifiziert ist und zu Ihren Langfristzielen, Ihrem Zeithorizont und Ihrer Risikobereitschaft passt. Diversifikation garantiert aber keine Gewinne und schützt auch nicht vor Verlusten.
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Quellen: MFS Research, Wall Street Journal, Financial Times, Reuters, Bloomberg News, FactSet Research, CNBC.com.
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