
28 Februar 2025
Politische Unsicherheit bremst die Märkte
Wirtschaft und Märkte aktuell
Von Jamie Coleman
Senior Strategist, Strategy and Insights Group
22. bis 28. Februar 2025
Internationale Aktien gaben diese Woche nach. Wegen der unsicheren politischen Lage und vielleicht niedrigerer Gewinnmargen großer Technologieunternehmen infolge nachlassender KI-Infrastrukturinvestitionen fürchtete man ein schwächeres Wirtschaftswachstum. Die US-Zehnjahresrendite fiel um 20 Basispunkte auf 4,25%. Das Barrel Rohöl der Sorte West Texas Intermediate verbilligte sich um 2 US-Dollar auf 69,50 US-Dollar. Gemessen an Terminkontrakten auf den CBOE Volatility Index (VIX) stieg die Volatilität diese Woche von 17,1 auf 21.
US-Zölle gegen Kanada, Mexiko und China ab nächster Woche
Am Donnerstag kündigte US-Präsident Trump in den sozialen Medien 25% Zoll auf Waren aus Kanada und Mexiko ab dem 4. März an. Er begründete das mit mangelnden Fortschritten bei der Eindämmung des Fentanyl-Schmuggels in die USA. Die Zölle auf chinesische Waren sollen um 10 Prozentpunkte erhöht werden. Der effektive US-Durchschnittszoll läge dann ebenfalls bei etwa 25%. Nur einen Tag zuvor hatte Trump seinem Kabinett mitgeteilt, dass höhere Zölle wohl erst am 2. April zu erwarten seien, wenn die „reziproken“ Zölle in Kraft träten. Die für Dienstag geplanten Zölle auf Stahl und Aluminium blieben in Trumps Post unerwähnt. Anders als bei seinen Zolldrohungen vor einem Monat scheinen jetzt keine Verhandlungen in letzter Minute geplant zu sein. Kanadas Premier Justin Trudeau ließ am Donnerstagnachmittag wissen, dass sein Land sofort mit „massiven Gegenmaßnahmen“ reagieren werde.
Alarmierende Verschlechterung des Konsumklimas
Der Verbrauchervertrauensindex des Conference Board fiel von 105,3 Punkten im Januar auf 93,8 Punkte im Februar, ausgelöst durch neue Inflationssorgen und die Angst vor einem schwächeren Wirtschaftswachstum. Zuletzt war der Index im August 2021 so stark gefallen. Schon am Freitag der Vorwoche war der Konsumklimaindex der University of Michigan eingebrochen. Analysten verwiesen darauf, dass die unstete Politik in Washington die Verbraucher irritiere. Investoren fürchten eine zunehmende Unsicherheit, und Verbraucher könnten größere Anschaffungen wegen ihrer pessimistischen Arbeitsmarkteinschätzung aussetzen.
Selenskyj in Washington
Am Freitag sollte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in Washington ein Abkommen über einen von beiden Ländern gemeinsam gemanagten Wiederaufbaufonds unterzeichnen, gespeist mit Einnahmen aus der Ausbeutung ukrainischer Rohstoffvorkommen im Staatsbesitz. Der Entwurf ließ den amerikanischen Anteil am Fonds offen. Trump sagte diese Woche aber, dass die USA durch den Fonds ihre seit dem russischen Einmarsch vor drei Jahren gezahlten Hilfen an die Ukraine zurückerhalten würden. Obwohl der Vertragsentwurf keine expliziten amerikanischen Sicherheitsgarantien für die Ukraine enthielt, bezeichnete Selenskyj ihn diese Woche als möglichen Ausgangspunkt einer umfassenderen Vereinbarung. Bis jetzt hatte Trump der Ukraine Sicherheitsgarantien verweigert. Nach Redaktionsschluss kam es dann zum öffentlichen Eklat im Oval Office.
Bundestagswahl ohne Überraschungen
Bei der Wahl zum Deutschen Bundestag am Sonntag blieben große Überraschungen aus. Mit gut 28,6% kam die Union auf Platz 1, gefolgt von der rechtspopulistischen AfD mit 20,8%. Die regierenden Sozialdemokraten fielen auf knapp 16,4%. CDU/CSU und SPD, die beiden klassischen Volksparteien, werden jetzt wohl eine große Koalition bilden, vermutlich aber erst nach mehrmonatigen Verhandlungen. Aufgrund der Unklarheit über die künftige Rolle der USA in der NATO erwägt der designierte Kanzler Friedrich Merz, mit der SPD so schnell wie möglich über ein 200 Milliarden Euro schweres Verteidigungssondervermögen zu sprechen, das noch vom alten, bis Ende März gewählten Bundestag verabschiedet werden könnte. Über eine Reform der Schuldenbremse dürfte erst nach der Konstituierung des neuen Bundestags gesprochen werden.
Am Freitag wurde in den USA die letzte wichtige Inflationszahl bekannt gegeben. Der PCE Index ist im Januar nur um 2,5% z.Vj. gestiegen, nach 2,6% im Dezember. Der Kernindex stieg um 2,6% nach 2,9% im Vormonat. Alle Zahlen entsprachen den Erwartungen. Die Haushaltseinnahmen legten im Januar um ordentliche 0,9% zu, die Ausgaben gingen aber um 0,5% zurück. Dadurch stieg die Sparquote auf 4,6%.
Nach den vorläufigen Zahlen stieg das amerikanische Handelsbilanzdefizit im Januar auf einen Rekordwert von 153,3 Milliarden US-Dollar. Viele Importeure füllten noch schnell ihre Lager, bevor Trumps Zölle in Kraft treten.
Vor seinem Treffen mit Trump im Weißen Haus hatte der britische Premier Keir Starmer eine Erhöhung der britischen Verteidigungsausgaben auf 2,5% des BIP bis 2027 angekündigt. Das soll ohne Steuererhöhungen oder neue Schulden geschehen. Die Rüstungsinitiative könne laut Starmer die britische Industrie stärken. Am Donnerstag sagte Trump, dass er gute Chancen für ein amerikanisch-britisches Freihandelsabkommen ohne Zölle sehe.
Mit knapper Mehrheit hat das amerikanische Repräsentantenhaus einen Budgetentwurf verabschiedet. Er sieht Ausgabenkürzungen von 1,5 bis 2 Billionen US-Dollar in den nächsten zehn Jahren und die Verlängerung auslaufender Steuersenkungen mit einem Volumen von 4 bis 5 Billionen US-Dollar vor. Der Entwurf unterscheidet sich stark von dem des Senats, in dem es vor allem um Verteidigung, Energie und Grenzsicherheit geht. In den nächsten Monaten muss der Kongress zu einer Einigung kommen.
Präsident Trump dachte diese Woche laut darüber nach, das EB-5-Investorenvisum-Programm, mit dem ausländische Investoren eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis für die USA bekommen können, durch eine „Gold Card“ zu ersetzen, die man für 5 Millionen US-Dollar kaufen könne. Man würde dann ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht bekommen und auch US-Staatsbürger werden können.
Wegen der drohenden US-Zölle bemüht sich China dem Vernehmen nach um eine stärkere Binnennachfrage.
Das Weiße Haus hat mehrere Behörden zu einem umfangreichen Stellenabbau aufgefordert. Bis zum 13. März sollen sie hierzu Vorschläge machen. Bis zum Sommer sollen die Mitarbeiter dann entlassen werden.
Trump ließ wissen, dass er US-Unternehmen ihre von Biden gewährten Lizenzen für eine Geschäftstätigkeit in Venezuela entziehen will. Er begründete es damit, dass Präsident Nicolás Maduro mehrere in seinem Land inhaftierte US-Staatsbürger nicht sofort an die USA überstellt habe.
Japans Geburtenrate fiel letztes Jahr auf den niedrigsten Wert seit Beginn der Erhebungen vor 125 Jahren. 2024 wurden nach den am Donnerstag vorgestellten vorläufigen Zahlen 720.988 Kinder geboren. Damit ging die Geburtenzahl das neunte Jahr in Folge zurück. Da außerdem mit 1,6 Millionen so viele Japaner gestorben sind wie nie zuvor, nahm die Zahl der im Land geborenen Menschen um fast 900.000 ab.
Auch nach der Revision betrug das US-Wirtschaftswachstum im 4. Quartal 2024 2,3%. Der Kern-BIP-Deflator wurde aber von 2,5% auf 2,7% heraufrevidiert.
In den USA haben sich die Bestellungen langlebiger Güter im Januar kräftig erholt. Nach einem Rückgang um 1,8% im Dezember stiegen sie um 3,1%. Die Bestellungen von Kapitalgütern ohne Verteidigung und Flugzeuge legten um überraschend starke 0,8% zu.
Auch diese Woche wurden schwache Zahlen vom amerikanischen Wohnimmobilienmarkt bekannt. Im Januar fielen die Verkäufe neuer Immobilien um 10,5% und die schwebenden Hausverkäufe um 4,6%. Bereits letzte Woche war bekannt geworden, dass die Verkäufe von Bestandsimmobilien um 4,9% gefallen waren. Ein Grund für die schwachen Zahlen könnte der ungewöhnlich kalte Januar sein.
Bei seinem Besuch im Weißen Haus am Dienstag sagte Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron, dass man sich in Europa der Verantwortung für die Ukraine bewusst sei. Mit Blick auf Russlands Präsidenten Wladimir Putin fügte er hinzu: „Wir wollen Frieden, er will Frieden. Wir wollen einen schnellen Frieden, aber kein schwaches Abkommen.“
Im 4. Quartal ist Kanadas BIP überraschend stark gestiegen. Annualisiert legte es um 2,6% zu. Der Drittquartalswert wurde deutlich nach oben revidiert, von 1% auf 2,2%.
Bislang haben etwa 97% der S&P-500-Unternehmen die Ergebnisse für das 4. Quartal 2024 vorgelegt. Kombiniert mit Schätzungen für die übrigen 3% sind die Gewinne laut FactSet um etwa 18,1% z.Vj. gestiegen. Die Umsätze legten um 5,3% z.Vj. zu.
Montag: Einkaufsmanagerindizes (PMIs) für das Verarbeitende Gewerbe, Euroraum-Verbraucherpreisindex
Dienstag: japanische Arbeitslosenquote, Protokoll der australischen Notenbanksitzung, Einzelhandelsumsätze in den USA, geplantes Inkrafttreten der US-Zölle, State of the Union Address von Präsident Trump
Mittwoch: Dienstleistungs- und Composite-PMIs, australisches BIP, Auftragseingänge in den USA, Beige Book der Fed
Donnerstag: Einzelhandelsumsätze im Euroraum, EZB-Ratssitzung, Handelsbilanz, Produktivität und Lohnstückkosten in den USA
Freitag: US-Arbeitsmarktbericht
Fokussiert und diversifiziert bleiben
Unabhängig vom Marktumfeld halten wir es für sehr wichtig, dass Investoren stark nach Assetklassen diversifizieren. Durch eine enge Zusammenarbeit mit Ihrem Investmentberater können Sie dazu beitragen, dass Ihr Portfolio angemessen diversifiziert ist und zu Ihren Langfristzielen, Ihrem Zeithorizont und Ihrer Risikobereitschaft passt. Diversifikation garantiert aber keine Gewinne und schützt auch nicht vor Verlusten.
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Quellen: MFS Research, Wall Street Journal, Financial Times, Reuters, Bloomberg News, FactSet Research, CNBC.com.