27 November 2024
Trumps Wirtschaftsteam nimmt Form an
Wirtschaft und Märkte aktuell
Von Jamie Coleman
Senior Strategist,
Strategy and Insights Group
23. bis 27. November 2024
Bis Mittwoch legten internationale Aktien zu; Trumps Zolldrohungen schadeten kaum. Die US-Zehnjahresrendite fiel um 15 Basispunkte auf 4,26%. Das Barrel Rohöl der Sorte West Texas Intermediate verbilligte sich von 70,35 US-Dollar auf 69,05 US-Dollar. Gemessen an Terminkontrakten auf den CBOE Volatility Index (VIX) fiel die Volatilität von 16,45 am Freitag auf 15,25 am Mittwoch.
Märkte begrüßen Bessents Nominierung zum Finanzminister
Die Finanzmärkte reagierten positiv auf Trumps Entscheidung, Hedgefondsmanager Scott Bessent als Finanzminister zu nominieren. Weil Bessent als fiskalkonservativ gilt, legten US-Staatsanleihen kräftig zu; die Zehnjahresrendite fiel in wenigen Stunden um 14 Basispunkte. Bessent hat einen „3-3-3“-Plan vorgeschlagen: Bis 2028 soll das Haushaltsdefizit auf 3% fallen, das Wirtschaftswachstum auf 3% steigen und die Ölförderung um 3 Millionen Barrel Rohöl täglich wachsen. Bessent, der noch vom Senat bestätigt werden muss, hat sich für eine eher langsame Einführung von Zöllen ausgesprochen und will erreichen, dass der US-Dollar die wichtigste Reservewährung bleibt. Der designierte Finanzminister will die Verlängerung des Tax Cuts and Jobs Act von 2017 (der Ende 2025 auslaufen sollte) durch niedrigere Staatsausgaben oder höhere Einnahmen abfedern. Am Dienstagnachmittag hieß es, dass Trump möglicherweise Kevin Hassett zum Chef des National Economic Council machen will. In seiner ersten Präsidentschaft war Hassett Vorsitzender des Council of Economic Advisers.
Trump droht mit höheren Zöllen schon am ersten Tag
Am Montagabend drohte Trump über die sozialen Netzwerke Mexiko und Kanada mit 25% Zoll bereits am Tag seines Amtsantritts, eingeführt per Dekret. Trump warf beiden Ländern vor, die illegale Einwanderung und den Fentanylschmuggel in die USA zu fördern. Auf chinesische Waren sollen zusätzliche Zölle von 10% erhoben werden, weil China den Markt für Chemikalien zur Fentanylproduktion nicht reguliere. Die Märkte reagierten auf all das kaum. Aktien legten am Dienstagmorgen zu, und die Anleihenrenditen stiegen nur um wenige Basispunkte, da man die Drohungen eher für taktische Spielchen hielt. Der mexikanische Peso und der kanadische Dollar gaben allerdings nach. Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum schrieb Trump, dass Mexiko seinerseits Zölle einführen könne. Ohnehin exportiere Mexiko vor allem Autos in die USA, die von den drei großen Detroiter Konzernen produziert würden. Kanadas Premier Justin Trudeau sprach kurz nach den Posts mit Trump und ließ ihn wissen, dass er seine Sorgen ernst nehme. Am Dienstag nominierte Trump Jamieson Greer zum US-Handelsbeauftragten. In Trumps erster Präsidentschaft war er Stabschef des damaligen Handelsbeauftragten Robert Lighthizer. Er gilt als Lighthizers Protegé und Freund von Zöllen.
Fed-Protokoll deutet langsame Zinssenkungen an
Das Protokoll der Offenmarktausschusssitzung vom 7. November signalisiert eine breite Zustimmung zu einer nur langsamen Rückkehr zu einer neutralen Geldpolitik, da die Höhe des neutralen Zinses aus Sicht vieler Ausschussmitglieder unklar sei. Die Kerninflation sei noch immer etwas zu hoch. Auch wenn der Ausschuss dem Protokoll zufolge fest mit einer nachhaltigen Rückkehr zum 2%-Ziel rechnete, fürchteten manche Mitglieder, dass es länger dauern könnte als bislang erwartet. Anzeichen für einen schwächeren Arbeitsmarkt gebe es nicht, und die Risiken für Beschäftigung und Konjunktur hätten etwas nachgelassen. Außerdem wurde erwogen, den Reverse-Repo-Satz um 5 Basispunkte zu senken, damit er der Untergrenze der Federal Funds Rate entspricht. Der Markt schätzt die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung um 25 Basispunkte am 18. Dezember jetzt auf 67%.
Die PCE-Inflation, der wichtigste Preisstabilitätsindikator der Fed, stieg im Oktober von 2,1% z.Vj. auf 2,3%, die Kernrate von 2,7% auf 2,8%. Beides entsprach den Erwartungen. Die Haushaltseinkommen legten im Oktober um 0,6% zu, doppelt so stark wie von Volkswirten erwartet, die Ausgaben um 0,4%.
Die zweite Schätzung des US-BIP im 3. Quartal brachte keine Änderung; sie bestätigte ein Wirtschaftswachstum von annualisiert 2,8% z.Vq. Der Konsum ist nach den revidierten Zahlen aber nur noch um annualisiert 3,5% gestiegen. Zunächst hatte man 3,7% angenommen.
Der Russell 2000® Index, ein wichtiges Small-Cap-Maß, schloss am Montag auf einem Rekordhoch von 2.442 Punkten. Seit den US-Wahlen hat er um gut 8% zugelegt. Grund für den Anstieg waren Hoffnungen auf niedrigere Steuern und eine weniger strenge Regulierung. Da Small Caps einen größeren Teil ihrer Umsätze im Inland erzielen, schaden ihnen Zölle weniger als Large Caps.
Trump erwägt dem Vernehmen nach, einen KI-Sonderbeauftragten zu ernennen. Er soll die KI-Politik und den Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Staatsapparat koordinieren.
Im Oktober brachen die Verkäufe neuer Immobilien in den USA um 17,3% ein.
Am Dienstag stieg die Differenz zwischen den französischen und den deutschen Zehnjahresrenditen auf 86 Basispunkte, den höchsten Wert seit der europäischen Staatsschuldenkrise 2012. Die schwache französische Regierung unter Premierminister Michel Barnier hat Probleme, den Haushalt durch die zersplitterte Nationalversammlung zu bringen.
Am Dienstag schlug US-Präsident Joe Biden vor, dass Medicare und Medicaid die Kosten für Adipositasmedikamente übernehmen sollen. Wenn die Trump-Regierung dem zustimmt, könnte es Anfang 2026 so weit sein.
Am Dienstagabend hat das israelische Sicherheitskabinett einen Waffenstillstand zwischen Israel und der Hisbollah gebilligt. Premier Netanjahu sagte aber auch, dass Israel auf neue Angriffe der Terrorgruppen reagieren werde. Ein Waffenstillstand, so der Premierminister, werde die Hamas isolieren und die Rückkehr der Geiseln beschleunigen. Außerdem könne Israel sich dann auf den Iran konzentrieren. Er betonte seine Entschlossenheit, eine nukleare Bewaffnung des Iran zu verhindern.
Die deutschen Industriekonzerne Bosch und ThyssenKrupp kündigten diese Woche den Abbau Tausender Stellen in den nächsten Jahren an. Sie begründeten das mit Überkapazitäten in der Automobil- und Stahlproduktion.
Trump nominierte die gewerkschaftsfreundliche Abgeordnete Lori Chavez-DeRemer, eine Republikanerin aus Oregon, als Arbeitsministerin.
Wie Bloomberg diese Woche berichtete, wird das amerikanische Handelsdefizit mit China dieses Jahr wohl auf einen neuen Rekord steigen. Wegen möglicher Zollerhöhungen 2025 würden viele Käufe chinesischer Waren vorgezogen.
Die britische Finanzministerin Rachel Reeves versicherte der Confederation of British Industry diese Woche, dass keine weiteren – über den Haushaltsentwurf von Ende Oktober hinausgehenden – Steuererhöhungen geplant seien. Die darin vorgesehenen höheren Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung stießen auf heftige Kritik aus der Wirtschaft.
Die neuseeländische Notenbank hat ihren Leitzins am Mittwoch um 50 Basispunkte auf 4,25% gesenkt. Für Februar hat sie eine weitere Senkung in dieser Höhe in Aussicht gestellt.
Montag: Einkaufsmanagerindizes (PMIs) für das Verarbeitende Gewerbe (weltweit)
Mittwoch: Dienstleistungs- und Composite-PMIs (weltweit), australisches BIP, Produzentenpreise im Euroraum, Bestellungen langlebiger Güter in den USA
Donnerstag: Einzelhandelsumsätze im Euroraum
Freitag: US-Arbeitsmarktbericht, Euroraum-BIP
Fokussiert und diversifiziert bleiben
Unabhängig vom Marktumfeld halten wir es für sehr wichtig, dass Investoren stark nach Assetklassen diversifizieren. Durch eine enge Zusammenarbeit mit Ihrem Investmentberater können Sie dazu beitragen, dass Ihr Portfolio angemessen diversifiziert ist und zu Ihren Langfristzielen, Ihrem Zeithorizont und Ihrer Risikobereitschaft passt. Diversifikation garantiert aber keine Gewinne und schützt auch nicht vor Verlusten.
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Quellen: MFS Research, Wall Street Journal, Financial Times, Reuters, Bloomberg News, FactSet Research, CNBC.com.
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