10 Januar 2025
Steigende Renditen und fallende Aktien nach starkem US-Arbeitsmarktbericht
Wirtschaft und Märkte aktuell
Von Jamie Coleman
Senior Strategist,
Strategy and Insights Group
4. bis 10. Januar 2025
Internationale Aktien gaben diese Woche nach, weil die Renditen stiegen und man unter Trump 2.0 eine höhere Inflation erwartet. Die US-Zehnjahresrendite legte um 18 Basispunkte auf 4,75% zu. Das Barrel Rohöl der Sorte West Texas Intermediate verteuerte sich um 3,50 US-Dollar auf 77,00 US-Dollar. Gemessen an Terminkontrakten auf den CBOE Volatility Index (VIX) stieg die Volatilität diese Woche von 17,3 auf 19,2.
Höhere Inflation, Politik und gute Arbeitsmarktzahlen lassen die Renditen steigen
Wegen des überraschend starken Beschäftigungsanstiegs in den USA legten die amerikanischen Anleihenrenditen am Freitag weiter zu. Volkswirte hatten für den Dezember nur mit etwa 165.000 neuen Stellen gerechnet (ohne Landwirtschaft), doch dann waren es mit 256.000 deutlich mehr. Die Arbeitslosenquote fiel auf 4,1%.
Für neue Inflationsängste sorgte nicht nur der Beschäftigungszuwachs. Es gab außerdem mehr offene Stellen und weniger Arbeitslosengeldanträge – alles Anzeichen für einen starken Arbeitsmarkt. Hinzu kam, dass der ISM-Index für den Dienstleistungssektor von 52,1 im November auf 54,1 im Dezember stieg und der Einkaufspreis-Teilindex den höchsten Wert seit Februar 2023 verzeichnete, was weiter verunsicherte.
All das geschah vor dem Hintergrund von Befürchtungen, dass Trump in seiner zweiten Amtszeit mit höheren Zöllen und entschiedenen Maßnahmen gegen irreguläre Einwanderung die Inflation anheizt, zumindest kurzfristig. Nach einer Umfrage der University of Michigan rechnen die Amerikaner in einem Jahr jetzt mit 3,3% Teuerung und nicht mehr mit 2,8% wie noch im letzten Monat. Die US-Zehnjahresrendite stieg am Freitagmorgen zeitweise auf 4,786%, den höchsten Wert seit Oktober 2023. Am Terminmarkt erwartet man jetzt bis zum Herbst keine Zinssenkungen mehr.
Defizitsorgen treiben britische Rendite auf 28-Jahres-Hoch
Die britische 30-Jahres-Rendite stieg diese Woche auf 5,42%, den höchsten Wert seit 1998. Man fürchtet, dass die Regierung die Defizitregeln brechen könnte. Am Mittwoch versuchte das Finanzministerium, die Märkte zu beruhigen. Die Haushaltsregeln seien nicht verhandelbar, und die Regierung habe die Staatsfinanzen „fest im Griff“. Laut Haushaltsentwurf vom Herbst kann der Staat noch 9,9 Milliarden Pfund ausgeben. Nach dem drastischen Zinsanstieg der letzten Monate fürchtet man jetzt aber, dass ein Großteil davon, wenn nicht alles, für den Schuldendienst gebraucht wird. Dann müsste Finanzministerin Rachel Reeves entweder die Steuern erhöhen oder die Ausgaben kürzen. Beides ist politisch schwierig, da die Wirtschaft stagniert. Das Geschäftsklima fällt weiter. Nach einer Umfrage der britischen Handelskammer rechnen nur 49% der Unternehmen 2025 mit höheren Umsätzen. Vor dem Haushaltsentwurf waren es noch 56%.
Trudeau tritt als kanadischer Premierminister zurück
Diese Woche erklärte Justin Trudeau seinen Rücktritt vom Vorsitz der kanadischen Liberalen. Bis zur Wahl eines Nachfolgers will er aber Premierminister bleiben. Wenn das kanadische Unterhaus am 24. März das nächste Mal zusammenkommt, dürfte ein Misstrauensantrag gestellt werden, der zu vorgezogenen Neuwahlen führt. Nach dem Umfragedurchschnitt von CBC haben Kanadas Konservative zurzeit 24 Prozentpunkte Vorsprung. Die regierenden Liberalen könnten noch hinter den Bloc Québécois zurückfallen und wären dann nur noch die drittgrößte Fraktion im neuen Parlament.
Fitch Ratings warnte diese Woche vor einem Patt bei den Verhandlungen über die amerikanische Schuldenobergrenze. Trumps Republikaner hätten zwar eine knappe Mehrheit im Repräsentantenhaus, seien sich bei dem Thema aber uneins.
Die Composite-Einkaufsmanagerindizes (PMIs) waren laut S&P Global im Dezember uneinheitlich. Der US-Index fiel von 56,6 auf 55,4, der japanische Index stieg von 50,1 auf 50,5. Im Euroraum legte der Index von 48,3 auf 49,6 zu, in Großbritannien fiel er von 50,5 vor einem Monat leicht auf 50,4.
Nach 2,2% im November betrug die Verbraucherpreisinflation im Euroraum im Dezember 2,4% z.Vj. Der Kernindex stieg unverändert um 2,7%, die Arbeitslosenquote blieb im November mit 6,3% ebenfalls unverändert. Im Januar-Bulletin der EZB heißt es, der Inflationsrückgang sei weiter „auf einem guten Weg“.
Die USA setzten Tencent und den Batteriehersteller CATL auf ihre Liste der Unternehmen, die mit dem chinesischen Militär zusammenarbeiteten.
Wie die Europäische Kommission am Mittwoch berichtete, hat sich das Geschäftsklima im Euroraum im Dezember weiter verschlechtert. Gründe seien die politische Instabilität in Frankreich und Deutschland und die drohenden US-Zölle. Der Index fiel von 95,6 im November auf 93,7.
Der chinesische Verbraucherpreisindex ist im Dezember nur um 0,1% z.Vj. gestiegen, und der Produzentenpreisindex ging um 2,3% zurück – eine Folge der anhaltend schwachen Konjunktur. Um die Binnennachfrage zu stärken, weitete die Regierung ihr Umtauschprogramm für Verbraucher aus. Jetzt können weitere Haushaltsgeräte sowie Mobiltelefone, Tablets und Smartwatches mit staatlicher Förderung gegen Neugeräte eingetauscht werden.
Auf einer Pressekonferenz in Palm Beach, Florida, wollte der designierte US-Präsident Trump den Einsatz von Militär oder Wirtschaftssanktionen nicht ausschließen, um Grönland und den Panamakanal zu kontrollieren. Außerdem dachte er laut über wirtschaftlichen Druck nach, um Kanada zum Beitritt zu den USA zu bewegen. Ein Militäreinsatz sei aber nicht geplant. Trump betonte, wie wichtig eine höhere Schuldenobergrenze sei, um einen Zahlungsausfall zu vermeiden, und forderte die NATO-Länder auf, 5% ihres BIP für Verteidigung auszugeben.
Wegen hoher Zinsen und Inflation erreichten die Unternehmensinsolvenzen in den USA 2024 ein 14-Jahres-Hoch.
Michael Barr, US-Notenbankvize für die Bankenaufsicht, wird am 28. Februar von diesem Posten zurücktreten, um einem Konflikt mit der neuen Trump-Regierung zu entgehen. Boardmitglied werde er nach eigener Aussage aber bleiben.
Am Freitag legte auch Kanada gute Arbeitsmarktzahlen vor. Volkswirte hatten für Dezember mit 25.000 neuen Stellen gerechnet und waren überrascht, als die Beschäftigung um 90.900 stieg und die Arbeitslosenquote von 6,9% auf 6,7% zurückging. Nach diesen Zahlen wurde die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung der Bank of Canada Ende Januar am Freitagmorgen nur noch auf 68% geschätzt. Am Donnerstag waren es noch 79%.
Dienstag: US-Produzentenpreise
Mittwoch: britische und amerikanische Verbraucherpreise, Euroraum-Industrieproduktion
Donnerstag: japanische Produzentenpreise, australische Arbeitslosenquote, britisches BIP (Monatswert), US-Einzelhandelsumsätze
Freitag: britische Einzelhandelsumsätze, Euroraum-Verbraucherpreise, US-Baubeginne/-Baugenehmigungen, US-Industrieproduktion
Fokussiert und diversifiziert bleiben
Unabhängig vom Marktumfeld halten wir es für sehr wichtig, dass Investoren stark nach Assetklassen diversifizieren. Durch eine enge Zusammenarbeit mit Ihrem Investmentberater können Sie dazu beitragen, dass Ihr Portfolio angemessen diversifiziert ist und zu Ihren Langfristzielen, Ihrem Zeithorizont und Ihrer Risikobereitschaft passt. Diversifikation garantiert aber keine Gewinne und schützt auch nicht vor Verlusten.
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Quellen: MFS Research, Wall Street Journal, Financial Times, Reuters, Bloomberg News, FactSet Research, CNBC.com.