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Eine neue Verfassung: Der Investment Company Act of 1940

Bei der Formulierung des Investment Company Act of 1940 arbeitete MFS eng mit dem amerikanischen Kongress zusammen. Ziel war eine gute Zukunft für die Fondsbranche, die so vielen Menschen geholfen hat. Noch heute ist das Gesetz aus dem Jahr 1940 die Basis für die Regulierung von Finanzanlagen in den USA.

Anfang 1940 erholten sich die USA allmählich von der Großen Depression, an der auch der unregulierte Aktienmarkt seinen Anteil hatte. Zehn Jahre lang hatten das Land und seine Wirtschaft stark unter der Krise gelitten. Jetzt wollte der Kongress einen stabilen Regulierungsrahmen, um eine Wiederholung des Börsenkrachs von 1929 zu verhindern. Er schlug deshalb ein gewaltiges Gesetzespaket vor – über 100 Seiten –, das die gesamte Investmentbranche betraf. Geplant waren etwa Obergrenzen für Fondsvolumina (von nur 150 Millionen US-Dollar).1 Kein Boardmitglied sollte mehr als einen Fonds beaufsichtigen, und es schien sogar vorstellbar, Investmentfirmen das Management eigener Anlagen und die Ausgabe von Aktien zu untersagen.2 Selbst vielen Befürwortern eines neuen Gesetzes schien das zu weit zu gehen.

Wie gesagt: Durch dieses Gesetzespaket hätten Investoren weniger Wahlmöglichkeiten gehabt. Ethische und unethische Fonds waren gleichermaßen bestraft worden. Vor allem aber wäre der Nutzen des professionellen Assetmanagements beeinträchtigt worden, das offene Investmentfonds für Kleinanleger so attraktiv gemacht hat.3

Viele große Zeitungen prognostizierten, dass das Gesetz niemals eine Mehrheit finden würde.4 Wie könnte ein Fonds weiter Investoren gewinnen – und halten –, wenn er solchen Einschränkungen unterläge? „Diese Medizin wäre etwa so, als würde man eine Scheune in Brand stecken, um die Ratten zu töten“, sagte ein führender Branchenvertreter stellvertretend für viele.5

Im Interesse der Kleinanleger und der Branche, aber auch in unserem eigenen Interesse wollten wir kein Risiko eingehen. Die Treuhänder des Massachusetts Investors Fund (MIT) hatten mittlerweile viele neue Investoren gewonnen, weil sie einen zweiten wachstumsorientierten Publikumsfonds übernommen und eine der ersten hauseigenen Analyseabteilungen der Branche gegründet hatten. Außerdem hatten sie eine US-weite Vertriebsstrategie für die MIT-Fonds entwickelt.6,7 Durch das neue Gesetz würde nicht nur das Wachstum von MIT seit dem Börsenkrach zu einem abrupten Ende gebracht, sondern auch das der gesamten Branche.

 

Gemeinsam mit Branchen- und Regierungsvertretern hat MFS dafür gesorgt, dass das Gesetz Investoren schützt, die Investmentbranche verantwortungsvoll arbeitet und der Zugang zu Investmentfonds nicht beeinträchtigt wird.


Da es keinen offiziellen Branchenverband gab, wurde Merrill Griswold, damals Chairman von MFS, aktiv. Er dachte langfristig, mit gesundem Menschenverstand. Zusammenarbeit war ihm wichtig, und der richtige Zeitpunkt würde entscheidend sein. In Europa hatte der Zweite Weltkrieg begonnen. Jetzt sah Griswold die Stunde gekommen, dem Kongress und Millionen von Kleinanlegern zu beweisen, dass eine klug regulierte Fondsbranche mehr Vor- als Nachteile hat. Wenn es der Investmentbranche gut geht, gewinnt auch das Land.

Griswold fand Zuspruch für den Aufbau einer Taskforce aus zwölf Branchenvertretern,8 die gemeinsam einen akzeptablen Kompromiss formulierten9. Die Task Force verlor keine Zeit und präsentierte dem Kongress schon bald ihre eigenen Vorschläge. Sie befürwortete sinnvolle Regeln und lehnte unangemessene ab.10 Die Abgeordneten waren überrascht, dass die Branche wirklich helfen wollte, statt das Gesetz einfach nur zu vereiteln.

Die Ethikrichtlinien, die MFS für MIT eingeführt hatte, wurden der gesamten Branche zum Vorbild.11 Im August 1940 führte die überraschende Zusammenarbeit zu einem Kompromiss, der heute unter dem Namen Investment Company Act of 1940 bekannt ist.12,13

Gemeinsam mit Branchen- und Regierungsvertretern hat MFS dafür gesorgt, dass das Gesetz Investoren schützt, die Investmentbranche verantwortungsvoll arbeitet und der Zugang zu Investmentfonds nicht beeinträchtigt wird. MFS schrieb, dass das neue Gesetz „nur kleine Änderungen unserer Geschäftspraxis“ erfordere. In späteren Geschäftsberichten hieß es, dass die Regeln von MFS dem neuen Gesetz so ähnlich waren, dass wir „lediglich einige Kommas ändern mussten“.14

Das Gesetz von 1940 regulierte Governance, Anteilsscheinrückgabe, Vertrieb und vieles mehr. Oft wird es als „Verfassung“ der Investmentfondsbranche bezeichnet. Es ist enorm wichtig, da es bis heute einen wirksamen und zugleich fairen Regulierungsrahmen bietet.15,16 Durch die Entwicklungen im Jahr 1940 hat sich MFS nicht nur einen Platz in der Finanzgeschichte gesichert, sondern auch dafür gesorgt, dass das Unternehmensleitbild von MFS – Kunden zuerst – einen der wichtigsten Regulierungsrahmen überhaupt ermöglicht hat.



Wichtiger Hinweis: Möglicherweise sind nicht alle hier genannten Fonds in Ihrem Land erhältlich.

 

Anmerkungen

1Fink, M. (2011). The Rise of Mutual Funds: An Insider’s View. Oxford University Press, S. XX.
2David Grayson Allen (2015): Investment Management in Boston: A History, University of Massachusetts Press, Boston, S. XX.
3H. Lee Silberman (1974): 50 Years of Trust: Massachusetts Investors Trust, 1924–1974, Massachusetts Financial Services, Inc., Boston, S. XX.
4M. Fink (2005): The Revenue Act of 1936: The Most Important Event in the History of the Mutual Fund Industry, Financial History, S. XX.
5Lee Gremillion (2005): Mutual Fund Industry Handbook: A Comprehensive Guide for Investment Professionals, The National Investment Company Service Association (NICSA) und Acadient Incorporated, John Wiley & Sons, Hoboken, NJ, S. XX.
6 Allen, ebd., S. 145.
7 Allen, ebd.
8 Natalie R. Grow (1977): The ‘Boston-type open-end fund’: Development of a national financial institution 1924–1940, Harvard University, unveröffentlichte PhD oder Masterarbeit, S. XX.
9 Grow, ebd., S. 510.
10 Grow, ebd., S. 516; Silberman, ebd., S. 17.
11 Silberman, ebd., S. 5.
12 Grow, ebd., S. 516.
13 Fink, ebd., S. 38.
14 Fink, ebd., S. 34; Time Magazine (1959): WALL STREET: The Prudent Man. http://content.time.com/time/subscriber/article/0,33009,811169-1,00.html.
15 Paul F. Roye (2001): Speech by SEC Staff: The Exciting World of Investment Company Regulation, https://www.sec.gov/news/speech/spch500.htm.
16 Max Rottersman  und Jason Zweig (1994): An Early History of Mutual Funds, Friends of Financial History, Museum of American Financial History, Ausg. 51, S. 12–20.
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