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Erwartungen für 2025: Portfoliokonstruktion neu gedacht

Eine Zusammenfassung der Fragen und Antworten aus dem Webcast zu den langfristigen Kapitalmarkterwartungen („LTCME“) im Februar 2025.

AUTOREN

Robert M. Almeida
Portfoliomanager und Global Investment Strategist

Jonathan W. Hubbard, CFA
Managing Director und Lead Strategist, Market Insights Group

Kimberly G. Hyland
Senior Managing Director, Head of Relationship Management

Im Überblick

  • Gerade im aktuellen Umfeld muss man die langfristigen Kapitalmarkterwartungen genau kennen und sein Portfolio gut diversifizieren.
  • Mit Unternehmen, die mit steigenden Kosten und potenziell niedrigeren Gewinnmargen umgehen können, wird man vermutlich höhere Anlageerträge erzielen.
  • Anleihen und nicht amerikanische Aktien sollten in einem ausgewogenen Portfolio nicht fehlen – nicht amerikanische Aktien wegen ihrer günstigeren Bewertungen und niedrigeren Anlegererwartungen, Anleihen wegen ihrer höheren Renditen bei geringerem Risiko.

Wir erleben die Folgen eines Regimewechsels – mit höheren Zinsen, mehr Inflation und mehr Volatilität. Unternehmen müssen sich auch auf eine neue Fiskalpolitik, eine veränderte Arbeitsmarktlage und technischen Fortschritt einstellen. Vieles ist im Fluss. Um wettbewerbsfähig und rentabel zu bleiben, müssen Unternehmen auf komplexe makro- und mikroökonomische Entwicklungen reagieren. Ebenso wie die Investoren müssen sie die derzeitigen Veränderungen und ihre Auswirkungen verstehen, um in diesen unsicheren Zeiten zu bestehen.

Was tun angesichts der Herausforderungen nach Corona?

Von 2010 bis 2020 waren Zinsen, Inflation und Wachstum niedrig. Für Unternehmen und Investoren bedeutete das Berechenbarkeit und Stabilität. Mit der Pandemie änderte sich das; Zinsen, Wirtschaftswachstum und Inflation nahmen zu. Umfangreiche Konjunkturprogramme als Reaktion auf Corona sorgten für Wachstum, aber auch für Volatilität. Hinzu kam die unsichere Weltlage. Dies und politische Veränderungen machten die internationalen Handelsbeziehungen noch unberechenbarer. Für Unternehmen, ob binnenorientiert oder international tätig, wurde das Umfeld schwieriger.

Jetzt steigen die Kosten, und die Gewinnmargen stehen unter Druck. Arbeitskräftemangel und steigende Löhne sind große Herausforderungen, da sich der Arbeitsmarkt noch nicht vollständig von der Pandemie erholt hat. Vor allem die über 55-Jährigen sind teilweise noch nicht ins Erwerbsleben zurückgekehrt, was die Löhne zusätzlich steigen lässt. Die Unternehmen müssen lernen, mit den höheren Faktorkosten umzugehen, und sie – ausreichende Preismacht vorausgesetzt – an ihre Kunden weiterzugeben. Unternehmen, denen das gut gelingt, dürften auch Anlegern höhere Erträge bescheren.

Diversifikation, wenn KI alles verändert

Der technische Fortschritt, vor allem bei Künstlicher Intelligenz (KI), verändert den Unternehmenssektor. Der wirtschaftliche Nutzen von KI hängt davon ab, wem sie wirklich hilft und wo man Geld mit ihr verdienen kann. Sicherlich kann KI die Produktivität steigern und die Kundenerlebnisse verbessern. Dennoch bleibt es schwierig, die Auswirkungen auf die Anlageerträge zu erfassen und zu messen.

KI kann für mehr Effizienz und Innovationen sorgen, ist aber kein Allheilmittel gegen steigende Kosten. Der Markt ist von der neuen Technologie begeistert, könnte sie aber überschätzen. Noch befindet sie sich am Anfang ihrer Entwicklung, und die wirtschaftlichen Auswirkungen sind unklar. Zurzeit dient KI eher dazu, die Entscheidungsfindung zu erleichtern, statt menschliche Arbeitskraft zu ersetzen. Auch nimmt der Wettbewerb immer weiter zu. Viele KI-Unternehmen konkurrieren um Marktanteile. Vielleicht wird aus Künstlicher Intelligenz ein Standardprodukt. Die Gewinnmargen gerieten dann unter Druck.

In derart unsicheren Zeiten müssen Investoren unbedingt diversifizieren, damit ihre Portfolios auf unterschiedliche mögliche Entwicklungen vorbereitet sind. Dabei können langfristige Kapitalmarkterwartungen (CMAs) ein wichtiges Hilfsmittel sein. CMAs sind konkrete Erwartungen für Länder, Regionen und Assetklassen auf Basis quantitativer und qualitativer Erkenntnisse. Wichtige Faktoren für Aktien sind etwa Umsatzwachstum, Bewertungen, Gewinnmargen und Dividendenrenditen. Bei Anleihen kommt es vor allem auf aktuelle Renditen, Credit Spreads und die Form der Zinsstrukturkurve an.

In diesem komplexen Umfeld aktiv bleiben

Der US-Markt mit seinen hohen Gewinnmargen, aber auch hohen Bewertungen ist nicht ohne Herausforderungen, verspricht aber auch große Chancen. Wenn die Gewinnmargen so hoch waren wie heute, sind sie langfristig meist gefallen; es könnte also auch jetzt irgendwann zur Mean Reversion kommen. Weil das den gesamten Markt betreffen könnte, müssen sich Anleger auch mit dem Markt als Ganzes befassen. Da ein Großteil des weltweiten Aktienuniversums auf die USA entfällt, wird die Performance amerikanischer Titel zwangsläufig die weltweite Marktentwicklung beeinflussen. Umso wichtiger ist ein ausgewogener Ansatz mit amerikanischen und nicht amerikanischen Titeln. Damit lassen sich die Risiken mindern und die Erträge gegebenenfalls steigern.

Für zusätzliche Komplexität sorgen Zölle und ihre Auswirkungen auf die Unternehmen. Die Unsicherheit über die Zollpolitik kann unternehmerische Entscheidungen verzögern, den Gewinnen schaden und die Kosten für Verbraucher und Unternehmen steigen lassen. Das ist eine besondere Herausforderung für die Verbraucher, denen die höheren Lebenshaltungskosten schon jetzt Schwierigkeiten machen. Unternehmen müssen gegebenenfalls größere Lagerbestände halten, in Abkehr vom bisherigen Just-in-time-Modell. So lassen sich Risiken durch Lieferkettenstörungen und Zölle mitunter mindern.

Für Unternehmen und Investoren ist das aktuelle Umfeld Risiko und Chance zugleich. Die Zeiten des zwar niedrigen, aber auch berechenbaren und stabilen Wachstums sind vorbei. Jetzt haben wir es mit höheren Zinsen, mehr Inflation und mehr Volatilität zu tun. Eine strategische und flexible Antwort ist gefragt. Unternehmen müssen auf die höheren Kosten reagieren und den technischen Fortschritt nutzen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Investoren wiederum müssen so robuste Portfolios konstruieren, dass sie sich für unterschiedliche Szenarien eignen.

Vor allem Anleihen erfordern in der derzeitigen Lage einen differenzierten Ansatz. Trotz Interventionen von Staat und Notenbanken wird das Renditeniveau letztlich am Markt bestimmt, unter Berücksichtigung der Weltwirtschaft. Zurzeit kann es sich aus strategischen Gründen anbieten, Anleihen überzugewichten. Lang laufende Qualitätstitel versprechen vielleicht nicht unbedingt große Kursgewinne, aber ihre risikoadjustierten Erträge sind attraktiver als die risikoreicherer Papiere. Die Normalisierung der Zinsen, ermöglicht durch Konjunktur, Inflation und Produktivität, spricht dafür, dass Anleihen weiter eine wichtige Rolle im Portfolio spielen werden.

Fazit

Das neue Makroumfeld erfordert ein vorausschauendes Portfoliomanagement. Anleger sollten auf Diversifikation achten und sowohl innerhalb als auch außerhalb der USA investieren. Außerdem sollten sie genau auf die Inflationsentwicklung und ihre Auswirkungen auf die Korrelationen zwischen den Assetklassen achten. In einem gut diversifizierten Portfolio sollten Anleihen wegen ihrer (wieder) höheren Renditen und ihres niedrigeren Risikos nicht fehlen. Angesichts der derzeitigen Unsicherheit halten wir aktives Management und Diversifikation für wichtig und sehen darin die Basis für erfolgreiche Anlagen.

Die in dieser Webcast-Zusammenfassung dargestellten Meinungen sind die der Teilnehmer. Sie entsprechen nicht unbedingt den Einschätzungen von MFS oder anderer Mitarbeiter von MFS. Prognosen sind keine Garantien.

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