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Unstete Zollpolitik schwächt Vertrauen in die USA

Wirtschaft und Märkte aktuell

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AUTOR

Von Jamie Coleman
Senior Strategist, Strategy and Insights Group

5. bis 11. April 2025

Internationale Aktien gaben diese Woche nach, notierten am Freitag aber deutlich über ihren Wochentiefs. Die US-Zehnjahresrendite stieg um enorme 67 Basispunkte auf 4,58%; das Barrel Rohöl der Sorte West Texas Intermediate verbilligte sich um 2 US-Dollar auf 60 US-Dollar. Gemessen an Terminkontrakten auf den CBOE Volatility Index (VIX) stieg die Volatilität am Mittwoch auf 35, ging bis Freitagmorgen aber wieder auf 31 zurück.

KONJUNKTUR

Trump muss einige Zölle zunächst aussetzen

Aufgrund der Marktturbulenzen setzte Trump die über den 10-prozentigen Basiszoll hinausgehenden „reziproken“ Zölle für alle Länder mit Ausnahme Chinas am Mittwoch für 90 Tage aus. Die Zölle auf chinesische Waren verdoppelte er hingegen – und kurz darauf verdreifachte er sie sogar, auf jetzt 145%. China antwortete mit Gegenzöllen. Importe aus den USA wurden zunächst mit 84% und später mit 125% belastet. Peking signalisierte aber, auf weitere Erhöhungen der US-Zölle nicht mehr zu reagieren; es sei „nutzlos.“ Die Märkte reagierten zunächst erfreut auf die Zollpause. Der S&P 500 legte am Mittwoch um beachtliche 9,5% zu, gab am Donnerstag aber wieder 3,5% nach. Sehr viel beunruhigender ist die Reaktion der Anleihen- und Währungsmärkte seit der Zollpause. Sowohl US-Staatsanleihen als auch der Dollar stehen weiter unter Druck. Verlieren sie ihrer Rolle als sichere Häfen?

Für die Schwäche amerikanischer Staatsanleihen und des Dollar gibt es zwei Erklärungen:  Vielleicht verlieren viele internationale Anleger wegen der chaotischen Politik in Washington das Vertrauen in US-Wertpapiere, vielleicht bauen sie aber auch nur ihre Übergewichtung von US-Titeln ab. Wir glauben, dass beides eine Rolle spielt. Der eskalierende Handelskrieg zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt verunsichert sehr. Daran ändern auch die bilateralen Gespräche zwischen den USA und etwa 70 anderen Ländern nichts. Am Montag beginnen die Verhandlungen mit der EU.Bundestag lockert Schuldenbremse

Steigende Renditen durch Verkäufe von US-Staatsanleihen

Der dramatische Anstieg der US-Staatsanleihenrenditen in dieser Woche hatte auch damit zu tun, dass viele Zinsarbitragepositionen geschlossen wurden. Der sogenannte Basistrade – kreditfinanzierte Longpositionen in US-Staatsanleihen in Kombination mit Shortpositionen in laufzeitgleichen Terminkontrakten, in der Hoffnung auf einige Basispunkte Gewinn – war am späten Freitagnachmittag der Vorwoche unter Druck geraten. Die Staatsanleihenverkäufe hielten diese Woche an, sodass die Renditen am Mittwochmorgen deutlich zulegten – so stark, dass Trump seine Zollpolitik änderte. Dass außerdem andere Investoren US-Staatsanleihen durch Zins-Swaps ersetzten, machte die Lage am Markt nicht besser. Wie zu Beginn der Coronazeit waren Anleger möglicherweise zum Verkauf hoch liquider Aktiva gezwungen, um Margin Calls erfüllen zu können. Wegen der höheren Renditen waren 10- und 30-jährige US-Staatsanleihen bei den Auktionen diese Woche dann allerdings sehr gefragt. Weil die Langfristrenditen gestiegen sind, ist die Zinsstrukturkurve zwischen zwei und zehn Jahren steiler geworden – von 35 Basispunkten Differenz bei Handelsschluss in der Vorwoche auf 73 Basispunkte auf dem Höhepunkt der Marktturbulenzen am Mittwochmorgen. Offensichtlich sind US-Staatsanleihen kein sicherer Hafen mehr. Weil der Renditeanstieg die Märkte aber generell irritiert hat, konnten sich Anleger kaum vor der hohen Volatilität in Sicherheit bringen.

Bessent jetzt faktisch Sprecher für Handelspolitik

Nachdem die widersprüchlichen Äußerungen der Regierung die Märkte tagelang irritiert hatten, wurde US-Finanzminister Scott Bessent, ein altgedienter Hedgefondsmanager, faktisch zu Trumps Sprecher für Handelspolitik. Am Mittwochmorgen legte Bessent einen Plan vor, nach dem Handelsvereinbarungen zwischen den USA und ihren Partnern eine gemeinsame Haltung zu China ermöglichen sollen – mit dem Ziel, Chinas „unausgewogene“ Handelsstruktur zu ändern. Japan steht laut Bessent ganz oben auf der Liste der Länder, mit denen die USA sprechen wollen. Zumindest vorübergehend scheint Bessent beim Thema Zölle jetzt wichtiger zu sein als Handelsminister Howard Lutnick und der Handelsbeauftragte Jamieson Greer.

US-Inflation lässt nach – zunächst

Im März gingen die amerikanischen Verbraucherpreise um 0,1% z.Vm. zurück, bei nur 0,1% Kerninflation. Später wurde bekannt, dass die Produzentenpreise mit 0,4% z.Vm. (bzw. 0,1% ohne Lebensmittel und Energie) im März noch stärker gefallen sind. Normalerweise freut man sich am Anleihenmarkt über solche Zahlen, aber diese Woche dominierte die unstete US-Außenhandelspolitik alles. Man fürchtet, dass die Zölle die Preise treiben. Die guten Zahlen beziehen sich auf die Vergangenheit, während sich Anleger zurzeit vor allem mit der unsicheren Zukunft mit einer vielleicht höheren Teuerung befassen.

KURZ GEFASST

Nach der Konsumklimaumfrage der University of Michigan stiegen die Inflationserwartungen für die nächsten zwölf Monate auf 6,7%, den höchsten Wert seit 1981. Das Konsumklima fiel auf 50,8, den niedrigsten Wert seit Mitte 2022, als die US-Inflation fast ihren Höchststand erreicht hatte.

John Williams, Präsident der Federal Reserve Bank of New York, sagte am Freitag, dass er für dieses Jahr einen Inflationsanstieg auf 3,5% bis 4% und für 2026 einen Anstieg der Arbeitslosenquote auf 4,5% bis 5% erwarte. Das Wirtschaftswachstum werde 2025 auf Werte „etwas unter” 1% fallen.

Nach einem CNN-Bericht von Freitag hat das Weiße Haus chinesische Beamte informell gebeten, Staatschef Xi Jinping dazu aufzufordern, Trump um ein Telefongespräch zu bitten. Die Märkte werteten dies als Zeichen dafür, dass eine Einigung möglich sei. Aber keiner der beiden Staatschefs will den ersten Schritt machen.

Am Samstag werden die USA und der Iran unter omanischer Vermittlung über das iranische Atomprogramm sprechen.

Wegen der hohen Marktvolatilität wollen Chinas Staatsfonds mehr chinesische Aktien kaufen, um die Märkte zu stabilisieren.

Das amerikanische Repräsentantenhaus hat mit knapper Mehrheit einen Antrag akzeptiert, der den Weg zu Verhandlungen mit dem Senat über ein umfassendes gemeinsames Haushaltsgesetz freimacht – „one big, beautiful reconciliation bill“. Dann könnten auslaufende Steuersenkungen verlängert, Steuern auf Trinkgelder und Sozialversicherungsleistungen gesenkt und die Ausgaben für Verteidigung und Grenzschutz erhöht werden. Vieles ist aber noch ungelöst. Eine Reihe republikanischer Haushalts-Hardliner lehnen ein Gesetz ab, das die Staatsausgaben nur wenig senkt.

Nach einem Bericht des Wall Street Journal gibt die US-Regierung Pläne für hohe Hafenabgaben für in China gebaute Schiffe auf, um die Folgen für US-Exporte abzumildern. Jetzt will man die Gebühren vor allem von der Schiffskapazität abhängig machen und für Schiffe mit landwirtschaftlichen Produkten wie Sojabohnen und Holz an Bord senken.

Am Mittwoch ließ Goldman Sachs wissen, dass eine Rezession in den USA wahrscheinlicher geworden sei. Nach der vom Weißen Haus angekündigten 90-tägigen Zollpause wurde die Prognose aber schnell wieder auf 45% Rezessionswahrscheinlichkeit gesenkt. Außerdem senkte Goldman die Wachstumsprognose für China in diesem Jahr von 4,5% auf 4%.

CDU/CSU und SPD einigten sich am Mittwoch auf einen Koalitionsvertrag. Er sieht unter anderem vor, die Körperschaftsteuer ab Januar 2028 fünf Jahre lang um jeweils einen Prozentpunkt zu senken. Außerdem wolle man durch eine 25-prozentige Verringerung der Bürokratiekosten das Wachstum fördern.

Die britische Wirtschaft ist im Februar um 0,5% z.Vm. gewachsen, was über den Erwartungen lag. Das Januar-Wachstum wurde von ‑0,1% auf 0% heraufkorrigiert. Den Daten zufolge waren sowohl der Dienstleistungssektor als auch die Industrie stark.

NÄCHSTE WOCHE

Montag: japanische Industrieproduktion, 1-Jahres-Inflationserwartungen der New York Fed

Dienstag: britischer Arbeitsmarktbericht, ZEW-Erwartungen für den Euroraum, kanadische Verbraucherpreise, Verkäufe von Bestandsimmobilien in den USA

Mittwoch: britische Verbraucherpreise, amerikanische Einzelhandelsumsätze, amerikanische Industrieproduktion, Zinsentscheid der Bank of Canada

Donnerstag: Zinsentscheid der EZB, amerikanische Baubeginne

Freitag: japanische Verbraucherpreise; europäische und amerikanische Börsen wegen Karfreitag geschlossen

 

Fokussiert und diversifiziert bleiben

Unabhängig vom Marktumfeld halten wir es für sehr wichtig, dass Investoren stark nach Assetklassen diversifizieren. Durch eine enge Zusammenarbeit mit Ihrem Investmentberater können Sie dazu beitragen, dass Ihr Portfolio angemessen diversifiziert ist und zu Ihren Langfristzielen, Ihrem Zeithorizont und Ihrer Risikobereitschaft passt. Diversifikation garantiert aber keine Gewinne und schützt auch nicht vor Verlusten.

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Die hier dargestellten Meinungen sind die von MFS und können sich jederzeit ändern. Prognosen sind keine Garantien.

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Quellen: MFS Research, Wall Street Journal, Financial Times, Reuters, Bloomberg News, FactSet Research, CNBC.com.

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