decorative
collateral

USA kündigen reziproke Zölle an

Ein Blick auf den Markt nach der Ankündigung der Gegenzölle, die die USA einführen werden.

AUTOR

MFS Market Insights Team

Am 2. April hat die Trump-Administration eine Reihe reziproker Zölle angekündigt, die nächste Woche in Kraft treten sollen.
Die Zölle gegen Amerikas Handelspartner liegen eher am oberen Ende der Markterwartungen; wir erleben also das Worst-Case-Szenario. Viele Länder, vor allem in Asien, werden mit höheren Zöllen belegt, darunter China (54%), Vietnam (46%), Taiwan (32%), Indien (26%), Südkorea (25%) und Japan (24%). Aber auch für Europa sind die Belastungen groß, mit 20 % Zoll für die EU. Mexiko und Kanada kommen besser weg; beide Länder wurden von der neuen Zollrunde ausgenommen. Nach Trumps Ankündigungen signalisierten viele Länder Gegenmaßnahmen, sodass der Handelskrieg eskalieren könnte. Man will aber auch verhandeln, um die Zölle zu senken. Aber nicht alle Länder haben den nötigen Spielraum.

Die reziproken Zölle gelten nicht für Güter wie Automobile, Stahl und Aluminium, die schon jetzt sektorspezifischen Zöllen unterliegen. Die US-Administration hat aber weitere Sektorzölle in Aussicht gestellt, unter anderem auf Rohstoffe, Halbleiter und Medikamente. Alles in allem dürfte der Effektivzoll auf US-Importe auf etwa 23% steigen, so viel wie seit über 100 Jahren nicht mehr.

Was will Trump?
Bereits im Vorfeld hat die Trump-Administration viele Ziele für ihre neue Handelspolitik genannt. An erster Stelle steht die Reindustrialisierung der USA, die für Trump auch etwas mit der nationalen Sicherheit zu tun hat. Zölle, so glaubt er, fördern langfristig Investitionen und Beschäftigung in den USA und machen sein Land damit weniger anfällig für Störungen der internationalen Lieferketten. Außerdem will Trump die aus seiner Sicht unfairen Handelspraktiken von Ländern bekämpfen, die Importe aus den USA stärker belasten als die USA Importe aus diesen Ländern. Auch nicht tarifäre Handelshemmnisse und Mehrwertsteuern nimmt Trump ins Visier, da sie US-Exporteure seiner Ansicht nach benachteiligen. Wenn die USA Sektorzölle etwa auf Medikamente erheben, geraten auch Länder wie Irland – mit sehr niedrigen Unternehmenssteuern – in den Fokus. Zu guter Letzt glaubt Trump auch, dass durch Zölle die Staatseinnahmen steigen.

Zölle könnten schlecht für die Konjunktur sein.
Wenn die Zölle lange genug in Kraft bleiben, droht der US-Wirtschaft ein Stagflationsschock mit schwächerem Wachstum und höherer Inflation. Zurzeit schätzt man, dass die Zölle das jährliche Wirtschaftswachstum um etwa 1 Prozentpunkt dämpfen und die Inflation um 0,5 Prozentpunkte steigen lassen. Weil Zölle nichts anderes sind als eine Steuer für Verbraucher, dürfte auch die Binnennachfrage leiden. Außerhalb der USA wird vor allem für Kanada und Mexiko deutlich weniger Wachstum erwartet, da mit 77% bzw. 83% ein Großteil der kanadischen und mexikanischen Exporte in die USA fließt. Außerdem sehen wir große Risiken für die Weltwirtschaft, wenn aus Trumps Zöllen ein ausgewachsener Handelskrieg wird.

Die Zölle könnten der US-Wirtschaft schaden.
Da Zölle eine Steuer auf den Konsum sind, dürften vor allem die amerikanischen Verbraucher leiden, mit großen Folgen für den Wachstumsausblick. Schon jetzt lässt die US-Konjunktur etwas nach, und durch den zusätzlichen Schock wird eine Rezession nächstes Jahr sehr viel wahrscheinlicher. Schon in den letzten Wochen haben sich Umfragezahlen und Stimmungsindikatoren deutlich verschlechtert. In den harten Zahlen wird man die Folgen der Zölle wohl erst in den nächsten Monaten sehen; ab dem 2. Quartal rechnen wir mit weniger Wachstum. Dabei muss man neben dem Konsum auch die Unternehmensrentabilität im Blick behalten. Das Wachstum dürfte aber auch außerhalb der USA deutlich nachlassen, wobei die betroffenen Länder wohl reagieren werden. China will seine Binnenwirtschaft stärken. Eine weitere Lockerung der Geld- und Fiskalpolitik wird wahrscheinlicher. Die Notenbanken könnten es aber übertreiben, wenn sie den Wachstumsschock abfedern wollen. Auf jeden Fall wird die Konjunktur in der nächsten Zeit volatil sein, und Geld- und Fiskalpolitik lassen sich nur schwer einschätzen.

Kurzfristig dürften Anleger noch risikoscheuer werden.
Die Anleihenmärkte dürften so reagieren wie immer, wenn die Risikobereitschaft nachlässt – mit fallenden Staatsanleihenrenditen und weiteren Spreads. Allerdings waren die Investment-grade-Spreads vor den Zollankündigungen recht stabil, sodass interessant sein wird, wie stark sie sich am Ende wirklich ausweiten. Die High-Yield-Spreads haben sich zuletzt zwar deutlich ausgeweitet, doch könnte jetzt noch mehr kommen. Vielleicht ist es noch zu früh, um in den USA auf eine längere Duration zu setzen, zumal die US-Staatsanleihenrenditen schon deutlich gefallen sind, auf etwa 4%. Eine längere Duration scheint eher außerhalb der USA sinnvoll, auch in Europa. Außerdem könnten die Zollankündigungen US-Aktien stärker schaden als Aktien aus anderen Ländern – ein weiteres Argument für noch mehr Umschichtungen in nicht amerikanische Titel. Auf Sektorebene dürften Zykliker und Aktien mit hohem Beta am stärksten betroffen sein, vor allem wegen der steigenden Rezessionsrisiken. Und noch ein Wort zu den Währungen: Wir glauben jetzt nicht mehr, dass der Dollar von höheren Zöllen profitiert, da der US-Wirtschaft ein echter Konjunkturschock droht. Umso optimistischer bleiben wir für den Euro.

Gibt es einen Weg zurück?
Vielleicht rudert Trump bei den Zöllen zurück, wenn sie der US-Wirtschaft zu stark schaden und vor allem die Verbraucher zu sehr belasten. Vielleicht wird der sogenannte Trump-Put doch noch Realität, und die Regierung setzt jetzt schneller als geplant auf wachstums-fördernde Maßnahmen wie Steuersenkungen und Deregulierung. Vielleicht senkt die Fed auch die Zinsen – aber das wohl nur bei klaren Anzeichen für einen deutlichen Abschwung. Der Fed-Put kommt wohl erst nach dem Trump-Put. Hinweise auf wachstumsfördernde Maßnahmen, vor allem eine sehr viel expansivere Fiskalpolitik, könnten die Anlegerstimmung am Ende wieder heben.

 



Die hier dargestellten Meinungen sind die der MFS Strategy and Insights Group, eines Teils der Vertriebssparte von MFS. Sie können von denen der Portfoliomanager und Analysten von MFS abweichen. Die Einschätzungen können sich jederzeit ändern. Sie dürfen nicht als Anlageberatung, Wertpapierempfehlung oder Hinweis auf beabsichtigte Transaktionen von MFS verstanden werden. Prognosen sind keine Garantien.

Diversifikation garantiert keine Gewinne und schützt auch nicht vor Verlusten. Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist keine Garantie für künftige Ergebnisse.

61508.1
close video