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Stewardship in der Praxis: Fallstudie ExxonMobil

Anhand dieser MFS-Fallstudie erläutern wir unser teamorientiertes einzelwertspezifisches Konzept für Abstimmungen auf HVen.

Investment Solutions Group

Nachhaltigkeit bei MFS 

Wir wollen verantwortungsvoll langfristige Werte schaffen. Dazu binden wir ESG-Faktoren in unseren Investmentprozess ein. Auch Abstimmungen auf Hauptversammlungen (HVen) spielen eine wichtige Rolle.   

Statt Positionen einfach abzustoßen oder pauschale Ausschlüsse vorzunehmen, engagieren wir uns bei Unternehmen zu schwierigen Themen. Aus unserer Sicht ist das im besten Interesse unserer Kunden. Manchmal nutzen wir auch unsere Stimme als Aktionär, um die unserer Meinung nach notwendigen Veränderungen anzustoßen. Dieser Ansatz ist zeit- und personalintensiver als der Verkauf von Positionen,  aber wir sind überzeugt, damit langfristig Mehrwert für unsere Kunden und häufig auch für die Gesellschaft als Ganzes zu erzielen. 

Anhand dieser Fallstudie erläutern wir unser auf Zusammenarbeit beruhendes, einzelwertspezifisches Konzept für Abstimmungen auf HVen.  

Aktive Eigentümerschaft und Abstimmungen auf HVen bei MFS 

Eine offene Kommunikation mit Unternehmen und Emittenten ist eine wichtige Komponente unserer Eigentümerverantwortung. Wir sind überzeugt, dass langfristig orientierte Assetmanager, die sich zu ESG-Themen bei Aktien- und Anleihenemittenten engagieren, positive Veränderungen der Geschäftsprozesse bewirken können, wenn sie Geschäftsleitungen anhalten, die Folgen dieser Themen für den langfristigen Erfolg ihres Unternehmens besser zu berücksichtigen. 

Aktionäre haben das Recht, auf Hauptversammlungen bei einigen Themen mitzubestimmen. Die  Stewardship-Experten von MFS stimmen im Auftrag von Kunden auf Hauptversammlungen ab. Bei Abstimmungen verfolgen sie einen teamorientierten Ansatz. Häufig fließen Informationen und Einschätzungen unserer internationalen Investmentexperten, allgemein zugängliche Berichte sowie Erkenntnisse aus Engagement-Gesprächen mit unseren Portfoliounternehmen und verschiedene Analysen externer Anbieter in die Entscheidungen ein. Durch diesen Prozess entstehen ausgewogene Standpunkte zu wichtigen Themen, die aus unserer Sicht zu gut informierten, einzelwertspezifischen Abstimmungsentscheidungen führen. 

Proxy-Wettbewerbe 

Ein Proxy-Wettbewerb ist der Versuch eines oder mehrerer Aktionäre, „Dissidenten“ genannt, Veränderungen in einem Unternehmen zu bewirken, indem er oder sie die anderen Aktionäre auffordern, bestimmte Boardmitglieder durch andere zu ersetzen, die von dem oder den Dissidenten vorgeschlagen werden. MFS prüft Proxy-Wettbewerbe stets sehr genau, weil das Ergebnis erheblichen Einfluss auf die Governance und häufig auch auf die strategische Ausrichtung des Unternehmens hat. 

Fallstudie ExxonMobil: Hintergrund 
Die allgemeine Verfügbarkeit billiger fossiler Brennstoffe hat für einen bislang einzigartigen wirtschaftlichen Fortschritt gesorgt und den Wert von Öl- und Gasunternehmen erheblich gesteigert. Tatsächlich war ExxonMobil (Exxon) 2010 das wertvollste Unternehmen der Welt,1 aber wegen des Klimawandels muss die Nutzung fossiler Brennstoffe weltweit reduziert werden. Für Unternehmen wie Exxon ist das ein enormes Risiko.

Exxon steht zunehmend in der Kritik. Erst kürzlich hat der aktivistische Hedgefonds Engine No. 1 die finanzielle Performance, die Strategie und die Boardstruktur scharf kritisiert. Grundsätzlich ging es dabei um falsche Investitionsentscheidungen und die schlechte Vorbereitung des Boards auf die Energiewende. Bislang ist Exxon der prominenteste von einem aktivistischen Investor angestoßene Proxy-Wettbewerb mit dem Ziel des Austauschs von Boardmitgliedern aufgrund fehlender Fortschritte in puncto Energiewende.  

Der Antrag von Engine No. 1 

Engine No. 1 forderte den Austausch von vier der insgesamt zwölf Boardmitglieder von ExxonMobil. Durch die vier neuen Mitglieder soll das Board die dringend benötigte Expertise erhalten, um die Energiewende zu verstehen und voranzutreiben. Drei der vier von dem Hedgefonds vorgeschlagenen Personen wurden – im Rahmen des bislang erstaunlichsten klimabezogenen Proxy-Wettbewerbs – am Ende in das Board von Exxon berufen.  

Prüfung der Anträge  
Der erste Schritt unseres Abstimmungsprozesses ist eine vorläufige Einschätzung der Anträge der Unternehmen, in die wir investieren. Bei speziellen Proxy-Wettbewerben oder Aktionärsanträgen mit Umweltbezug wollen wir nicht einfach für den Vorschlag der Dissidenten stimmen oder möglichst vielen dieser Vorschläge zustimmen. Stattdessen wählen wir diejenigen aus, die aus unserer Sicht im besten Interesse der Unternehmen und unserer Kunden sind und am meisten bewirken. Gegebenenfalls, beispielsweise bei Exxon, setzen wir auf enge Zusammenarbeit und intensive Analysen. Das kann viel Zeit kosten und personalintensiv sein. 

Im Fall von Exxon bedeutete ein Scheitern des Unternehmens bei der Energiewende aus unserer Sicht erhebliche Risiken für unsere Kunden. Deshalb haben wir viel Zeit investiert, obgleich wir eine vergleichsweise kleine Position in Exxon halten.

Informationen und Daten sammeln 
Wir sind bestrebt, die bestmöglichen Informationen und Daten zu sammeln, um sicherzustellen, dass wir den Antrag genau verstehen. Dabei setzen wir vor allem auf unsere eigenen Analysen, nutzen aber auch externe Quellen, wie Research und Untersuchungsergebnisse von Abstimmungsberatern. Diese externen Informationen sind häufig hilfreich und werden über unsere zentrale Researchdatenbank und die entsprechende Plattform allen Mitarbeitern von MFS zur Verfügung gestellt.

MFS kann neben traditionellen Finanzkennzahlen auch ökologische, soziale und governancebezogene Faktoren (ESG-Faktoren) in seine fundamentale Investmentanalyse einbinden, wenn MFS der Ansicht ist,  dass sie den wirtschaftlichen Wert eines Emittenten maßgeblich beeinflussen können. In welchem Maße ESG-Faktoren berücksichtigt werden und ob sie Einfluss auf die Erträge haben, hängt von mehreren Faktoren ab, unter anderem von der Investmentstrategie, den Assetklassen, Allokation nach Regionen und Ländern sowie von den Einschätzungen und Analysen des Investmentexperten eines bestimmten ESG-Themas. Die Investmententscheidungen werden nie ausschließlich von ESG-Faktoren bestimmt. MFS kann wichtige ESG-Faktoren bei seinem Engagement bei Emittenten berücksichtigen, aber dieses Engagement hat nicht automatisch eine Veränderung des Umgangs eines Emittenten mit ESG-Themen zur Folge.

Prüfung, Besprechung, Entscheidung 
Im Fall von Exxon haben der verantwortliche Analyst, ein ESG-Experte, mehrere Portfoliomanager, Stewardship-Experten und der Chief Sustainability Officer von MFS unsere Abstimmungsoptionen  erörtert. Das Team sprach ausführlich über die Klimarisiken des Unternehmens und über die jüngsten Maßnahmen der Geschäftsleitung zur Verbesserung des Risikomanagements. Wir betrachteten diese Maßnahmen schon lange als nicht ausreichend, aber wir mussten wissen, welche der zur Verfügung stehenden Abstimmungsoptionen und möglichen Resultate im besten Interesse von Exxon und unseren Kunden sind. 

Nach sorgfältigen Überlegungen entschied das Team, dem Antrag von Engine No. 1 zuzustimmen, weil die von dem Hedgefonds vorgeschlagenen neuen Boardmitglieder das Problembewusstsein des Boards schärfen würden und die notwendige Erfahrung im Bereich erneuerbarer Energien und Energiewende mitbrächten. Angesichts der möglicherweise erheblichen Veränderungen der Boardstruktur, die diese Abstimmung mit sich bringen würde, haben wir entschieden, einen anderen Antrag abzulehnen, der die Trennung der Funktionen von CEO und Boardvorsitz forderte. Wir waren der Meinung, dass die Person, die jetzt sowohl CEO als auch Boardvorsitzender ist, offener für Klimafragen ist als seine Vorgänger. 

Abstimmung
Sobald wir eine Entscheidung getroffen haben, stimmt ein Mitglied unseres Stewardship-Teams entsprechend ab. 

Fazit 

Wir wollen die langfristigen finanziellen Ziele unserer Kunden mit verantwortungsbewussten Investitionen ihres Kapitals erreichen. Dazu müssen unsere Anlagen langfristig erfolgreich sein. Aus unserer Sicht werden der Klimawandel sowie andere ESG-Themen und der Umgang mit ihnen die Investmenterträge in Zukunft maßgeblich beeinflussen. Um etwas zu bewirken, muss man mitreden können. Auch deshalb bevorzugen wir aktive Eigentümerschaft gegenüber der Auflösung einer Position und/oder Ausschlüssen. Die jüngsten Ereignisse bei Exxon zeigen, wie enorm viel aktive Eigentümerschaft bewegen kann. Nach der Berufung einiger neuer klimabewusster und sehr erfahrener Boardmitglieder scheinen sich die Investitionspläne jetzt zu verändern. Offenbar wird der Wandel zu einer CO2-armen Wirtschaft jetzt berücksichtigt. Das wäre ein echter Umschwung in diesem Unternehmen, das der fünftgrößte Treibhausgasemittent der Welt ist.2  

Bitte beachten Sie, dass auch ein nachhaltiger Investmentansatz keine Erträge garantiert. Alle Anlagen, auch solche mit ESG-Integration, gehen mit gewissen Risiken einher, einschließlich des möglichen Verlusts des investierten Kapitals.

 

Anmerkungen

1 Global 500, Juni 2010 web.xls (ft.com).
2 The Carbon Majors Database: CDP Carbon Majors Report 2017.

Dieses Dokument richtet sich ausschließlich an professionelle Investoren und dient nur zur allgemeinen Information. Das spezifische Anlageziel, die finanzielle Situation und die besonderen Anforderungen einer bestimmten Person sind nicht berücksichtigt. Alle hier erwähnten Wertpapiere und/oder Sektoren dienen nur zur Illustration und sind nicht als Anlageempfehlung zu verstehen. Finanzanlagen sind mit Risiken verbunden. Die Performance der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für zukünftige Ergebnisse. Die hierin enthaltenen Informationen dürfen ohne die ausdrückliche Zustimmung von MFS Investment Management (MFS) nicht kopiert, vervielfältigt oder weiterverbreitet werden. Obgleich wir davon ausgehen, dass diese Informationen korrekt sind, können sie jederzeit ohne Vorankündigung geändert werden. MFS übernimmt keine Garantie oder Gewährleistung dafür, dass sie frei von Fehlern oder Auslassungen sind oder dass die Informationen für die Zwecke einer bestimmten Person geeignet sind. Im größten nach anwendbarem Recht zulässigen Umfang schließt MFS jedwede Haftung oder Verantwortung für die Vollständigkeit irgendeiner hierin enthaltenen Information oder für Anlageentscheidungen oder andere Handlungen aus, die auf der Grundlage dieser Informationen getroffen oder vorgenommen werden. Nicht zugelassen für Privatanleger.

Die hier dargestellten Meinungen sind die des Autors/der Autoren und können sich jederzeit ändern. Sie dienen ausschließlich Informationszwecken und dürfen nicht als Empfehlung oder Aufforderung zum Kauf eines Wertpapiers oder als Anlageberatung verstanden werden. Prognosen sind keine Garantien. Die Performance der Vergangenheit ist keine Garantie für zukünftige Ergebnisse.

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