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Aktienthemen des Monats

Wir analysieren Trends und Entwicklungen an den Aktienmärkten weltweit.

Autor

Ross Cartwright
Lead Strategist
Strategy and Insights Group

 

Past Installments
November 2024

Aktienhype in den USA: Was jetzt wichtig ist

Alle Augen sind auf die USA gerichtet. Nach den Wahlen legten US-Aktien kräftig zu – in der Erwartung, dass die ohnehin schon starke Wirtschaft unter Trump noch mehr boomen würde. Die Hoffnung auf Steuersenkungen, Deregulierung und Schutzzölle für die Industrie sorgte für Optimismus und ein enormes Momentum. Nahezu alle Anleger scheinen mit weiteren Gewinnen zu rechnen. Europas Börsen schlossen sich dem aber nicht an. Hier ist die Stimmung wesentlich verhaltener, vor allem wegen der schwachen Wirtschaft in Deutschland und des politischen Stillstands in Frankreich. Für Spanien, Griechenland und Teile Osteuropas ist man aber wesentlich zuversichtlicher.

Laut FactSet beträgt das KGV des S&P 500 auf Basis der 12-Monats-Gewinnerwartungen 22, gegenüber 13 beim MSCI Europe. Der S&P 500 ist 2023 um 26% und 2024 bislang um weitere 30% gestiegen. Der Bewertungsvorsprung ist plausibel, da man in den USA 2025 mit 14% Gewinnwachstum rechnet. Weil die optimistischen Erwartungen aber schon in den Kursen berücksichtigt sind, sollten sich US-Investoren im neuen Jahr passend zum Gewinn- und Dividendenwachstum auf etwa 15% bis 16% Ertrag einstellen. Trotz der hohen Kursdynamik in den USA bleibt abzuwarten, was die Trump-Regierung wirklich tut und auf welche Sachzwänge sie reagieren muss. Die Lage bleibt unübersichtlich, zumal sich auch die Zehnjahresrenditen ändern könnten.

Unterdessen werden für Europa 2025 nur etwa 11% bis 12% Aktienertrag erwartet, davon etwa 8% Gewinnwachstum und 3% Dividendenrendite. Mehrere Entwicklungen könnten aber für höhere Erträge sorgen:

  • Ein Ende des Ukrainekriegs könnte die Region stabilisieren und Energie billiger machen.
  • Eine Konjunkturbelebung in China könnte den Gewinnen europäischer Unternehmen guttun – vor allem, wenn die Fiskalpolitik expansiver wird.
  • Nach den Bundestagswahlen in Deutschland könnten Haushaltsreformen möglich werden. Vielleicht wird die Schuldenbremse gelockert.
  • Steigende Reallöhne und mögliche Zinssenkungen der EZB könnten den bislang schwachen Konsum beleben.
  • Niedrigere EZB-Leitzinsen wären auch gut für europäische Unternehmen, zumal variabel verzinsliche Kredite wesentlich häufiger sind als in den USA.
  • Wegen ihrer attraktiven Bewertungen könnten europäische Unternehmen zu bevor-zugten Übernahmezielen werden.

Für US-Investoren, die im Ausland investieren wollen, ist der starke Dollar ein wichtiger Faktor. Zwar hat er nach den Wahlen zugelegt, doch wird seine künftige Entwicklung ganz wesentlich von der Trump’schen Politik und der Reaktion der Fed abhängen. Weil der Dollar die wichtigste internationale Reservewährung ist und die Nachfrage nach amerikanischen Wertpapieren hoch bleibt, könnte er weiter aufwerten. Bei einem schwächeren Dollar würde hingegen das US-Handelsbilanzdefizit fallen, ganz im Sinne der neuen US-Regierung.

US-Industrie vor einem Aufschwung

Letzte Woche haben die Fed-Niederlassungen in Richmond, Dallas und Philadelphia die  Konjunkturerwartungen für das Verarbeitende Gewerbe veröffentlicht. In allen drei Regionen  sind sie deutlich gestiegen. Das spricht aus unserer Sicht für eine Erholung des Einkaufs-managerindex (PMI) für das Verarbeitende Gewerbe. Stärkere PMIs sind meist gut für Aktien, vor allem für risikoreichere Titel, also Aktien mit höherem Beta bzw. geringerer Qualität. Dafür gibt es schon jetzt erste Anzeichen; Small Caps legten zu, da man mit wieder höheren Unternehmensgewinnen rechnet.

Seit Corona ist aber auch hier vieles anders. Trotz der schon jetzt extrem engen Credit Spreads stiegen die Kurse weiter. Die Bewertungen legten das ganze Jahr über zu, da man keine Konjunkturrisiken mehr sah und die Wachstums- und Gewinnerwartungen für wichtiger hielt als die Inflation. All das fand statt, bevor sich die Industrie-PMIs kräftig erholten und die Risikobereitschaft zulegte.

Eine derart gute Marktstimmung und eine so große Einigkeit über den US-Konjunkturausblick mahnen meist zur Vorsicht. Wir fragen uns, ob in der derzeitigen Lage Risikobereitschaft und Kurse wirklich noch kräftig steigen können. Kaum jemand rechnet mit schlechten Nachrichten. Wenn die gemessen am Zielwert noch immer zu hohe Inflation aber wieder in den Blickpunkt rückt und die Zehnjahresrenditen steigen, verheißt das für den Aktienmarkt nichts Gutes. 3% bis 4% Inflation sind für US-Aktien sicher kein Problem, aber wie wird die Fed darauf reagieren? Wir halten es nicht für sinnvoll, höhere Risiken einzugehen und das Beta anzuheben – in der Hoffnung, dass die Bewertungen, wie bei steigenden Industrie-PMIs üblich, weiter zulegen. Vielleicht bieten einzelne Small, Mid und Large Caps neue Chancen. Allerdings sollte man auf die Gewinnqualität achten und Unternehmen mit einem stabilen, hohen Gewinnausblick und vielversprechenden Gewinnrevisionen bevorzugen.

 

Die hier dargestellten Meinungen sind die der MFS Strategy and Insights Group, eines Teils der Vertriebssparte von MFS. Sie können von denen der Portfoliomanager und Analysten von MFS abweichen. Die Einschätzungen können sich jederzeit ändern. Sie dürfen nicht als Anlageberatung, Wertpapierempfehlung oder Hinweis auf beabsichtigte Transaktionen von MFS verstanden werden. Prognosen sind keine Garantien.

Diversifikation garantiert keine Gewinne und schützt auch nicht vor Verlusten. Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist keine Garantie für künftige Ergebnisse.

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