Viele große institutionelle Investoren entwickeln sich ebenfalls weiter, vor allem solche, die ihre Finanzanlagen wieder selbst managen. Sie erkennen die Fehler des derzeitigen Systems und wissen um die Bedeutung der Rechenschaftspflicht, intern wie extern. Das könnte ein großer Schritt nach vorn sein auf dem Weg zu einer besseren Übereinstimmung der Interessen. Es kann auch helfen, bislang vernachlässigte systemische Risiken anzugehen, die zum Investieren heute einfach dazugehören, etwa ESG, Cyberattacken und sogar bestimmte Aspekte der Künstlichen Intelligenz.
Mutiges Handeln: Einige Beispiele
Mutiges Handeln („Bold Action“) ist nicht nur ein theoretisches Konzept. Verschiedene Unternehmen der Assetmanagement-Branche setzen es um. Zwei Beispiele fallen besonders auf: die Long-Term Stock Exchange (LTSE) und Focusing Capital on the Long Term (FCLT).
Die LTSE, gegründet von Eric Ries, Autor von „The Lean Startup“, wurde 2019 von der SEC zugelassen. Sie vollzieht eine radikale Abkehr von traditionellen Börsen und beruht auf fünf Grundsätzen, darunter langfristiges Denken, Interessenkongruenz und Stakeholder Value. Zusammen mit dem Stanford Center for Long-Term Investing hat die LTSE 75.000 aktive Investoren (Investment-, Hedge-, Staats- und Pensionsfonds) analysiert. Ihr langfristiges Verhalten wird als gut, zufriedenstellend oder schwach bewertet. Ziel ist, langfristige Investoren mit Unternehmen zusammenzubringen, die ebenfalls langfristig orientiert sind. Die LTSE ist ein mutiger Versuch, die Kapitalmärkte zu verändern, und Unternehmen, für die der langfristige Erfolg im Mittelpunkt steht, eine Plattform zu bieten.
Die bereits erwähnten Analysen von FCLTGlobal haben gezeigt, dass es langfristigen Finanzergebnissen sehr nützen kann, wenn börsennotierte Unternehmen das Kapital ihrer Aktionäre wirklich langfristig investieren. Eine solche Übereinstimmung der Interessen kann zu höheren Kapitalrenditen (ROIC), Forschungs- und Entwicklungsausgaben und generell höheren Investitionen führen. Außerdem kann der Bedarf an kurzfristigen Ausblicken oder Schätzungen nachlassen.
Diese Beispiele zeigen, dass mutiges Handeln nicht nur möglich, sondern auch sinnvoll ist. Sie zeigen, dass Unternehmen und Investoren echten Mehrwert für sich und für die Aktionäre schaffen können, wenn sie ihre Strategien und ihr Verhalten aufeinander abstimmen und beides wirklich langfristig ist.
Und warum das alles?
Uns bei MFS treibt der sprichwörtliche Elefant im Raum, aber eigentlich sind es zwei:
- Welchen Nutzen hat langfristiges aktives Management?
- Handeln wir gemäß unserem Unternehmenszweck (Purpose)?
In den letzten 100 Jahren hat MFS viel gelernt. Das hat unser Bewusstsein für die Bedeutung langfristiger Erträge durch aktives Management und echten Wandel geschärft. Wir wissen, dass mutiges Handeln gefragt ist. Als aktive Manager dürfen wir nicht einfach nur der Herde folgen, sondern müssen das tun, was unseren Zielen und dem doppelten Zweck der Branche entspricht. Wir können für wirtschaftlichen Wohlstand sorgen, indem wir umdenken, sodass Anleger ihre finanziellen Ziele erreichen können. Unsere Geschichte hat uns gezeigt, dass wir als Unternehmen Dinge verändern müssen, mit den Investoren zusammen und für sie. Wir wollen innovativ sein und partnerschaftlich zusammenarbeiten, um eine bessere Übereinstimmung der Ziele zu erreichen, damit man uns auch in Zukunft vertraut.
Fazit
Wer wirklich etwas ändern will, kann das nicht allein. Es ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Wir müssen gemeinsam entscheiden, wie wir Mehrwert messen und was wir als Branche tun. Wir können damit anfangen, indem wir unsere Komfortzone verlassen und geltende Regeln hinterfragen, indem wir innovativ statt gleichgültig sind und das System krisenfester machen. Investoren und die Unternehmen in unserem Anlageuniversum zählen darauf, dass wir Diskrepanzen erkennen, Abhilfe schaffen und Hürden beseitigen, die uns davon abhalten, das Kapital unserer Kunden verantwortungsvoll zu investieren.